Truppenbesuch:Obama überraschend in Afghanistan

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US-Präsident Obama hat Afghanistan einen unangekündigten Kurzbesuch abgestattet. Er sprach auch mit Präsident Karsai - am Telefon.

US-Präsident Barack Obama ist am Freitag zu einem vorab nicht angekündigten Besuch in Afghanistan eingetroffen. Im Schutz der Dunkelheit landete der Präsident unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Bagram.

Barack Obama mit Nato-General David Petraeus (links) und US-Botschafter Karl W. Elkenberry. (Foto: AP)

Im Verlauf des dreistündigen Besuchs sprach Obama mit US-Soldaten und beriet telefonisch mit Afghanistans Präsident Hamid Karsai. Das Weiße Haus arbeitet derzeit an einer Bestandsaufnahme seiner Afghanistan-Strategie, die noch vor Weihnachten beendet sein soll. Obama hatte die Zahl der US-Soldaten seit Beginn seiner Amtszeit auf etwa 100.000 verdreifacht.

Obama wolle bei dem Besuch einen persönlichen Eindruck von der Lage vor Ort bekommen, sagte sein Berater Ben Rhodes vor Journalisten an Bord der Präsidentenmaschine Air Force One. "Vor allem aber will er den Truppen danken", sagte Rhodes. "Dieses Jahr ist ganz besonders hart."

Gleich nach seiner Ankunft begab sich Obama in ein Armeekrankenhaus, um mit verwundeten US-Soldaten zu sprechen. Er traf in Bagram auch mit Nato-Befehlshaber David Petraeus und US-Botschafter Karl Eikenberry zusammen.

Danach telefonierte der Präsident mit Karsai. Ein ursprünglich geplanter Hubschrauberflug nach Kabul für ein persönliches Treffen musste nach US- und afghanischen Regierungsangaben wegen schlechten Wetters abgesagt werden. AFP-Reporter in Kabul berichteten dagegen von einer klaren Nacht, der ein sonniger und wolkenloser Tag vorangegangen war.

In den USA wächst derzeit der Widerstand gegen den nunmehr seit neun Jahren andauernden Einsatz. Obama sieht sich dadurch zunehmenden Druck ausgesetzt und muss Fortschritte vorweisen. Das Präsidialamt will die Überprüfung ihrer Strategie in wenigen Tagen abschließen und in der Woche ab dem 13. Dezember vorstellen. Über den Kurs hatte es zuletzt deutliche Meinungsverschiedenheiten zwischen Obama und Karsai gegeben. Die USA wollen ab Juli 2011 ihre Soldaten schrittweise vom Hindukusch abziehen. Ab 2014 sollen die Afghanen alleine für Sicherheit in dem Land sorgen.

Belastet wurde das Verhältnis beider Länder in den vergangenen Tagen durch die Veröffentlichung vertraulicher US-Depeschen auf der Internetplattform Wikileaks, in denen US-Diplomaten den afghanischen Präsidenten als unzuverlässig und mental instabil bezeichnet hatten.

Von seinem eigenen Kabinett wird Karsai demnach als schwach und skrupellos beschrieben. Dem Innenminister zufolge versteht Karsai die US-Politik in der Region nicht. Beide Regierungen hatten die Bedeutung der Depeschen-Veröffentlichungen zuvor heruntergespielt.

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