Trump:Dies irae

Der amerikanische Präsident lehrt alles, was man über die Abgründe der Menschheit wissen muss.

Von Stefan Kornelius

Üblicherweise folgt der Tag der Rache und des Zorns direkt auf den Tod, wenn das Jüngste Gericht tagt. Genaueres darüber musste man bisher dem Glauben überlassen. Nun hat der amerikanische Präsident vorgeführt, wie fix seine persönliche Auferstehung stattzufinden hat. Das Impeachment gerade überstanden, verwandelt sich Donald Trump in einen Weltenrächer und sitzt zu Gericht über die Elenden, die ihn geplagt haben in den vergangenen Wochen. Ihr Erbärmlichen, ihr Wichte, ihr Abschaum - seine Mächtigkeit, der US-Präsident, wird euch nun strafen und ein Exempel statuieren für alle, die seine Größe anzweifeln.

Man muss dem Präsidenten immer wieder dankbar sein für die Einblicke in seine Psyche und für die Faszination, die er zu vermitteln imstande ist. Von dieser fleischgewordenen Massenkarambolage kann man das Auge nicht lassen. Trump wütet und beschimpft, er straft und belehrt, verbreitet eine geschlagene Stunde lang Unflätigkeiten, Gewölle und Erniedrigungen. Vor ihm stehen die Unterwürfigen und applaudieren, froh, dass sie nicht getroffen werden vom Geifer des Rächers.

Von Churchill stammt: "Im Sieg - Großmut." Bei Trump heißt es: Im Sieg - Niedertracht. Zorn und Rache sind seine Waffen. Er bedient niedrige Instinkte, schürt Neid, demütigt, höhnt, beleidigt. Eine wahnwitzige Erscheinung, nicht neu, aber immer wieder fesselnd. Donald Trump lehrt alles, was man über die Abgründe der Menschheit wissen muss.

© SZ vom 08.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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