Tories:Er oder sie

Weder May noch Johnson werden den Brexit-Konflikt lösen.

Von Stefan Kornelius

Zwei Vorsitzende haben die britischen Konservativen momentan, manche sagen sogar, drei oder vier. Das sind jedenfalls ein paar zu viel, wie die Delegierten des Parteitags unschwer feststellen werden. Seit gut zwei Jahren liefern sich die Tories den Deutungskrieg über Ausgestaltung und Folgen des Brexit, und es ist lediglich dem beklagenswerten Zustand der britischen Politik zu verdanken, dass sich nicht längst eine veritable Gruppierung mit einem mehrheitsfähigen Vorschlag für den Austritt aus der Europäischen Union abgespalten hat.

Tories wie Labour halten sich mit der Lebenslüge über Wasser, dass sie die eigentlich unversöhnlichen Brexit-Lager in den eigenen Reihen am Ende doch noch zusammenbringen werden. Das werden sie nicht, und nichts exemplifiziert diese Unmöglichkeit besser als die Paarung Boris Johnson und Theresa May.

Weder Johnson noch May werden es schaffen, die gesamte Partei hinter sich zu bringen. Sie werden es auch nicht schaffen, den oder die jeweils andere politisch zu meucheln und so einen Konsens in Sachen Brexit zu erzwingen. Der Brexit ist mächtiger als die beiden, er ist mächtiger als die Tories überhaupt, die seit Monaten ihre Verhandlungsposition grandios überschätzen. Das Duell der beiden auf dem Parteitag hat insofern nur Unterhaltungswert.

© SZ vom 01.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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