Erneut ist ein junger Mann aus Deutschland im syrischen Bürgerkrieg gestorben: Bilal Ü. aus Bonn wurde nach Informationen der Süddeutschen Zeitung vor einigen Tagen mutmaßlich im Kampf getötet. Der vermutlich 29-Jährige sei als "Märtyrer gefallen", berichten Islamisten.
Bilal Ü. hatte sich 2009 zum ersten Mal aufgemacht in Richtung Dschihad. Der Mann, der im Bonner Stadtteil Brüser Berg großgeworden war, reiste nach Pakistan. Dort, im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet, wo sich schon mehrere Islamisten aus Bonn aufhielten, wollte er sich offenbar dem bewaffneten Kampf anschließen.
Seiner Schwester sagte er damals, er ginge zelten. Nur seinen Reisepass und seinen Laptop nahm er mit. Die Reise in den Dschihad endete jedoch jäh: Ü. wurde schon bei der Einreise von den pakistanischen Behörden festgenommen. Er verbrachte sechs Monate in pakistanischer Haft und wurde anschließend nach Deutschland abgeschoben. Bilal Ü. kehrte zunächst nach Bonn zurück und zog dann nach Aachen. Dort heiratete er und bereitete offenbar seine nächste Reise vor. Diesmal war das Ziel Syrien, diesmal gelang Bilal Ü. die Einreise.
Sein Fall zeigt den Wandel in der deutschen Dschihadisten-Szene: Einst war das afghanisch-pakistanische Grenzgebiet ihr bevorzugtes Ziel, mittlerweile ist es Syrien. Mehrere Tausend Ausländer sind schon dorthin gereist, um zu kämpfen. Al-Sham - wie das historische Syrien genannt wird - ist für sie ein heiliger Ort, in dem die entscheidende Schlacht zu kämpfen ist. Gegen Assad, gegen die Alawiten, gegen die Ungläubigen.
"Uthman, der Deutsche", riss angeblich 50 Menschen in den Tod
Aus der Bundesrepublik sind in den vergangenen fast drei Jahren nach Zählung des Verfassungsschutzes etwa 270 Männer und Frauen nach Syrien gereist. Die meisten von ihnen stammen - wie Bilal Ü. - aus Nordrhein-Westfalen, gefolgt von Hessen, Berlin, Bayern und Hamburg. Wie viele von ihnen tatsächlich kämpfen, ist unklar. Hier sind die deutschen Sicherheitsbehörden auf Nachrichten aus dem Internet und abgehörte Telefonate angewiesen, Informanten gibt es in Syrien nicht mehr allzuviele.
So lässt sich auch nicht ganz genau sagen, wie viele deutsche Dschihadisten bereits in Syrien ums Leben gekommen sind. Die Behörden gehen von etwa 20 Personen aus. Erst Mitte Januar soll der Konvertit David G. aus Kempten im Norden Syriens ums Leben gekommen sein. Die Terrorgruppe "Islamischer Staat im Irak und Syrien" (ISIS) veröffentlichte im Internet mehrere Fotos des 19-Jährigen. Eines zeigt ihn noch stolz mit Sturmgewehr posierend, das nächste bereits seinen Leichnam.
Ebenfalls Mitte Januar soll sich der 26 Jahre alte Rheinländer Robert B. in Syrien in die Luft gesprengt haben. "Gott empfängt Uthman al-Almani, den Soldaten des islamischen Staates, der eine Märtyreroperation im Dorf Kafat in Homs durchgeführt hat", twitterten Islamisten nach dem mutmaßlichen Selbstmordanschlag. "Uthman, der Deutsche", wie Robert B. in Syrien genannt wurde, habe 50 Menschen mit in den Tod gerissen.