Times-Square-Bomber Shahzad:Zugriff in letzter Minute

Lesezeit: 3 Min.

Nach dem gescheiterten Terroranschlag in New York ist der geständige Attentäter Faisal Shahzad angeklagt worden. Seine Festnahme wäre wegen einer Fahndungspanne fast schiefgegangen.

Nach dem Anschlagsversuch am Times Square in New York ist der von den US-Behörden festgenommene Verdächtige Faisal Shahzad offiziell angeklagt worden. Die Staatsanwaltschaft legte vor einem Gericht in Manhattan dem US-Bürger pakistanischer Herkunft Terrorismus und den versuchten Einsatz einer Massenvernichtungswaffe zur Last. In Vernehmungen gestand Shahzad die Tat.

Festnahme in letzter Sekunde: Der mutmaßliche Times-Square-Bomber Faisal Shahzad wurde am New Yorker Flughafen John F. Kennedy verhaftet - kurz bevor seine Maschine nach Dubai abhob. (Foto: Foto: AFP)

Er wurde am Montagabend festgenommen, kurz bevor er sich per Flugzeug nach Dubai absetzen konnte. Sein engültiges Ziel sei Islamabad gewesen, sagte ein Sprecher Fluggesellschaft Emirates.

Ermittler hatten zwischenzeitlich Spur verloren

Inzwischen wurde bekannt, dass Shahzad durch eine Fahndungspanne und einen Fehler bei der Airline fast entkommen konnte. Nach Angaben der New York Times hatten die Ermittler die Spur des schon identifizierten Faisal Shahzad für einige Zeit verloren.

Die Emirates-Maschine rollte kurz vor Mitternacht in der Nacht zum Dienstag auf dem New Yorker Flughafen John F. Kennedy schon Richtung Startbahn, als sie aufgehalten wurde. FBI-Beamten holten den Mann daraufhin aus dem Flugzeug. Die Ermittler selbst sprachen von einem Zugriff in buchstäblich letzter Minute.

Bislang ist unklar, wie der 30-Jährige überhaupt an Bord des Flugzeugs kommen konnte, obwohl schon nach ihm gefahndet wurde. Wenige Stunden zuvor war Shahzad auf eine Liste unerwünschter Flugpassagiere gesetzt worden.

Inzwischen wurde nach Angaben des Weißen Hauses eine Untersuchung eingeleitet. Sie soll klären, wie der frühere Finanzanalyst trotz Flugverbots die Maschine besteigen konnte, sagte Robert Gibbs, der Sprecher von US-Präsident Barack Obama.

Gibbs erklärte in Washington, es sei wichtig zu verstehen, dass das System der Flugverbotsliste mit wiederholten Kontrollen funktioniere. Selbst wenn das Flugzeug abgehoben hätte, wäre es den Behörden erlaubt gewesen, den Pilot zum Umkehren aufzufordern, sagte er.

Pistole und Munition im Auto

Inzwischen gestand Faisal Shahzad, der seit vergangenem Jahr die amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt, im Verhör die Tat. Er gab außerdem zu, in Pakistan eine Sprengstoffausbildung erhalten zu haben.

"Wir haben von ihm nützliche Informationen bekommen", sagte US-Justizminister Eric Holder. "Es war klar ein Terrorangriff, um Amerikaner zu töten. An einem der belebtesten Plätze sollten so viele unschuldige Touristen und Theaterbesucher wie mögliche ermordet werden", sagte Holder. "Er wollte Tod und Zerstörung in das Herz Manhattans bringen."

In dem am Flughafen geparkten Auto des Terrorverdächtigen fand die Polizei eine Pistole und Munition. Der 30-Jährige beteuerte im Verhör, allein gehandelt zu haben.

Shahzad war am 3. Juli vergangenen Jahres in die pakistanische Stadt Karachi und am 3. August zurück in die USA geflogen. Er stammt aus einer wohlhabenden pakistanischen Familie. Sein Vater war früher Pilot der Luftwaffe.

In Pakistan hat die Polizei nach dem Anschlagsversuch mindestens drei Menschen festgenommen oder verhört, darunter Verwandte Shahzads. Als Hauptverdächtiger gilt sein Schwager, wie die pakistanischen Behörden mitteilten. Zudem seien seine in Karachi lebende Mutter und der Schwiegervater verhört worden. In Karachi leben nach pakistanischen Angaben auch die Frau und die beiden Kinder Shahzads.

Obama: "Wir lassen uns nicht einschüchtern"

Kurz vor ihrer Festnahme hatte die Mutter Shahzads Reportern berichtet, dass ihr Sohn bei einem Besuch im Sommer 2009 zusammen mit einem Freund in den Nordwesten Pakistans gereist sei. Die Region gilt als Hochburg islamistischer Rebellen und als Rückzugsgebiet der Taliban aus dem benachbarten Afghanistan.

Shahzad ist einer von einem Dutzend Ausländern mit US-Pass oder Greencard, die in den vergangenen zwei Jahren wegen Terrorverdachts festgenommen wurden. Unter ihnen ist der Pakistaner Daood Gilani, der in Chicago den Namen David Coleman Headley annahm und mit einem geplanten Anschlag auf eine dänische Zeitung in Verbindung gebracht wird, sowie der Busfahrer Najibullah Zazi aus Denver, der sich im Februar zu einem geplanten Attentat auf die New Yorker U-Bahn bekannte.

Ein Polizist hatte am Samstagabend nach dem Hinweis eines Straßenhändlers mitten auf dem Times Square einen Geländewagen entdeckt, in dem ein Karton qualmte. Die Polizei räumte den Platz, auf dem es stets von Menschen wimmelt, und ließ den Wagen von Bombenexperten untersuchen. Die Spezialisten fanden einen Sprengsatz aus Propangasflaschen und Benzinkanistern, der jedoch nicht explodiert war. Der Platz wurde stundenlang gesperrt, Menschen kamen nicht zu Schaden.

Präsident Barack Obama sagte, Hunderte von Menschenleben könnten durch das Eingreifen einfacher Bürger und Polizisten gerettet worden sein. Die USA ließen sich nicht terrorisieren und wichen nicht ängstlich aus. "Wir lassen uns nicht einschüchtern", erklärte Obama.

New Yorks Polizeichef Raymond Kelly sagte nach Shahzads Festnahme, die Stadt könne "heute etwas beruhigter" sein. "Aber New York ist Amerika. Und sie werden wiederkommen und versuchen, uns zu töten."

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/AP/odg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Autobombe in New York
:Der erste Verdächtige

Besitzer des "Bombenautos" gefasst: Nach dem missglückten Autobombenanschlag auf dem Times Square in New York hat die Polizei den ersten Verdächtigen festgenommen. In Bildern.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: