Theresa May:Neue Souveränität

Die Premierministerin ist plötzlich stark. Wie kommt das denn?

Von Cathrin Kahlweit

Ein Boulevardblatt bringt es auf den Punkt: "Pornocchio" heißt die Schlagzeile zum Rücktritt des britischen Vizepremiers. Damian Green, enger Vertrauter der Premierministerin, wird vorgeworfen, eine Frau belästigt und auf seinem Computer im Büro Tausende pornografische Bilder gespeichert zu haben. Er bestreitet beides nachhaltig.

Die Vorwürfe sind schon länger bekannt, seitdem wurden sie intern "geprüft". Dass Green erst jetzt zurücktreten muss, kurz bevor das Parlament in die Weihnachtspause geht, wird von Regierungsseite damit begründet, dass er über Details der polizeilichen Ermittlungen zu den Pornos gelogen hat. Er wusste mehr, als er zugab. Aber: dass er - anders als zwei andere Minister, die May zuletzt ziemlich resolut hinauswarf - erst so spät gehen musste, sagt viel über die neue Stärke von Theresa May aus.

Green ist einer ihrer engsten Mitarbeiter; May brauchte ihn, um in der ersten Phase der Brexit-Verhandlungen das Kabinett zusammenzuhalten, um das Austrittsgesetz durchs Parlament zu bringen, als Sparringspartner und Berater. Seine offizielle Rolle war eher unbedeutend, seine Wichtigkeit für May nicht zu überschätzen. Jetzt, da die erste Hürde in den Verhandlungen genommen ist und sie fester im Sattel sitzt, kann sie eher auf ihn verzichten. Ihre jüngsten Auftritte zeigen, dass sich der "Maybot", die Sprechmaschine, in einen Kampfroboter verwandelt.

© SZ vom 22.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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