Thailand:Königlicher Rüffel

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Nur einen Tag war die Kandidatur von Prinzessin Ubolratana gültig. (Foto: Athit Perawongmetha/REUTERS)

Prinzessin Ubolratana tritt doch nicht zur Wahl an. König Maha Vajiralongkorn bezeichnete die Bewerbung seiner Schwester als "verfassungswidrig".

Von Tobias Matern, München

In Thailand steht das Wort des Königs über allem, und so brauchte es nicht lange, bis sich die Oppositionspartei dem Willen des Monarchen beugte. Am Samstag zog die "Thai Raksa Chart" die Kandidatur ihrer Spitzenkandidatin zurück. In einer auf allen Fernsehkanälen verlesenen Erklärung von König Maha Vajiralongkorn hieß es zuvor, diese Bewerbung sei "unangemessen und verfassungswidrig". Besonders pikant: Bei der Kandidatin handelte es sich um die ein Jahr ältere Schwester des Königs. Prinzessin Ubolratana, die ihre royalen Privilegien einst niedergelegt hatte und als bürgerliche Kandidatin antreten wollte, musste sich also öffentlich von ihrem Bruder rüffeln lassen. "Obwohl sie schriftlich alle royalen Titel abgelegt hat, behielt sie ihren Status und bleibt ein Mitglied der Chakri-Dynastie", hieß es im königlichen Statement.

Das Militär hat sichergestellt, dass es unabhängig vom Wahlausgang seinen Einfluss bewahren wird

Die Prinzessin hatte einst einen Amerikaner geheiratet und in den USA gelebt, war aber nach der Scheidung in ihre Heimat zurückgekehrt. Die Kurz-Kandidatur und der Rückzug der Prinzessin fällt in eine turbulente Phase in Thailand: Das Land wird seit dem Jahr 2014 vom Militär regiert, nachdem die Generäle Premierministerin Yingluck Shinawatra aus dem Amt geputscht hatten. Sie wählte den Gang ins Exil, wie ihr Bruder Thaksin Shinawatra bereits zuvor, weil ihnen in der Heimat Verfahren wegen Vetternwirtschaft drohen.

Thaksin, der mit zwielichtigen Geschäften zu Geld gekommen ist, hat bei Wahlen immer wieder eine Mehrheit des Volkes hinter sich versammeln können - entweder für sich selbst oder für Kandidaten, die er aus dem Exil unterstützt hat. Thaksin ist im bürgerlich-royalen Establishment verhasst, weil er die traditionelle Machtarithmetik des Landes infrage stellt.

Das regierende Militär hat durch eine Verfassungsänderung sichergestellt, dass es unabhängig vom Ausgang der Wahl seinen Einfluss bewahren wird. Auch tritt Putschgeneral Prayut Chan-ocha als Kandidat für eine dem Militär nahestehende Partei an: "Obwohl ich mein ganzes Leben lang als Soldat gedient habe, bin ich bereit, mich zu opfern, um Thailand zu verteidigen", hatte Prayut zu seiner Kandidatur gesagt. Die Partei, für die Prinzessin Ubolratana ins Rennen gehen wollte, ist wiederum mit Thaksin verbandelt, der nach wie vor aus dem Ausland versucht, in die Politik einzugreifen. Ende März sollen die mehrmals verschobenen Wahlen stattfinden. Ein Triumph für die Demokratie, da sind sich Analysten bereits sicher, wird sie allerdings nicht.

© SZ vom 11.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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