Terror der RAF:Mord an Buback - neue Zeugin gegen Wisniewski

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Kurz vor Beginn des Prozesses gegen Verena Becker wegen des Buback-Anschlags streuen ehemalige RAF-Terroristen Zweifel an ihrer Täterschaft: Jürgen Boock und Silke Maier-Witt nennen einen anderen Täter.

33 Jahre nach der Ermordung von Generalbundesanwalt Siegfried Buback durch die Rote Armee Fraktion (RAF): Am Donnerstag beginnt der Prozess gegen die ehemalige RAF-Terroristin Verena Becker. Kurz zuvor haben sich nun ehemalige Weggefährten der heute 58-Jährigen erstmals zu dem Anschlag geäußert - sie nennen jedoch einen anderen Schützen.

Verena Becker (links) und Stefan Wisniewski (rechts), Archivbilder (Foto: dpa)

Die früheren RAF-Mitglieder Silke Maier-Witt und Jürgen Boock belasten im Interview mit Spiegel TV den einstigen Gefährten Stefan Wisniewski. Ihren Angaben zufolge sei das Tatmotorrad von Günter Sonnenberg gesteuert worden. Wisniewski habe geschossen, wie Spiegel Online vorab berichtet.

Früher schon hat Ex-Terrorist Boock den früheren Mitstreiter Wisniewski beschuldigt und regelmäßig über seine RAF-Jahre gesprochen. Maier-Witt aber war stets stumm gebliebe. Nun spricht sie in dem Interview nach mehr als 30 Jahren über die Vorgänge in Karlsruhe. Sie selbst habe sich zum Zeitpunkt des Attentates gemeinsam mit Jürgen Boock, Brigitte Mohnhaupt und Sieglinde Hofmann in einem Unterschlupf in Amsterdam aufgehalten.

Mit dem Worten "Dem Onkel geht es wieder gut!", dem Code, habe Wisniewski per Telefon durchgegeben, dass die Operation gelungen sei. Das erzählt Boock laut Spiegel Online in dem TV-Beitrag, der am Sonntag zur Ausstrahlung kommt. Brigitte Mohnhaupt, damals Kopf der Terrorgruppe, habe den Anruf entgegengenommen und anschließend Sieglinde Hofmann informiert, die damalige Geliebte von Wisniewski.

Auf diese wiederum beruft sich Silke Maier-Witt, wenn sie behauptet, Wisniewski sei der Täter gewesen. Wisniewskis Freundin sei in großer Sorge gewesen und habe sich ihr anvertraut, sagt Maier-Witt im Spiegel-TV-Interview. Die Bundesstaatsanwaltschaft ermittelt seit 2007 gegen Wisniewski, allerdings bislang ohne Ergebnis.

Angeblich Geheimdokumente aufgetaucht

Allerdings können Boock und Maier-Witt eine Meldung nicht bestätigen, die ebenfalls entlastend für Verena Becker sein könnte: Der Spiegel berichtet über ein bislang unter Verschluss gehaltenen Vermerk des Verfassungsschutzes, wonach Becker zum Zeitpunkt des Attentates überhaupt nicht in Deutschland gewesen sein soll.

In dem Vermerk vom 16. November 1981 heißt es dem Magazin zufolge, Becker und Mohnhaupt seien im April 1977 in den Irak nach Bagdad geflogen und während des Buback-Anschlages "abwesend" gewesen. Boock und Maier-Witt bezeichnen diese Information im Gespräch mit Spiegel TV jedoch als falsch, ja als "absoluten Humbug".

Bubacks Sohn Michael wiederum glaubt, Verena Becker sei unmittelbar an der Tat beteiligt gewesen und habe seinen Vater erschossen. Buback wird vor dem Oberlandesgericht Stuttgart als Nebenkläger auftreten.

Zu den angeblichen Geheimdokumenten des Verfassungsschutzes sagte er der taz: "Die nachgereichten Informationen wirken auf mich wie ein neuerlicher, allerdings besonders massiver Versuch, eine schützende Hand über Verena Becker zu halten."

Buback glaubt, dass sie seit 1977 vom Verfassungsschutz gedeckt wird. 1981/82 hat Verena Becker in der Haft tatsächlich mit dem Verfassungsschutz zusammengearbeitet, woraus mehrere Vermerke entstanden.

Die Bundesanwaltschaft wirft Verena Becker vor, am 6. April 1977, dem Vortag des Attentats, entweder in Karlsruhe den Tatort ausgespäht oder zwei weitere RAF-Mitglieder dort mit einem Auto abgeholt zu haben. Deshalb muss sich die 58-Jährige nun vor dem Oberlandesgericht Stuttgart verantworten.

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