Syrien:Wem es nützt

Türkei und Russland einigen sich, doch Fragen bleiben offen.

Von Stefan Kornelius

Nicht nur Menschen, sondern auch Interessen sind im syrischen Krieg stets in Bewegung. Nun deutet sich eine Konstellation ab, die sowohl Russland wie auch der Türkei und Iran Vorteile bringen könnte - und die damit der Diktator in Damaskus akzeptieren muss. Präsident Wladimir Putin braucht den Westen und vor allem Deutschland, um den Wiederaufbau zu finanzieren. Dieses Geld gibt es nicht um jeden Preis, und vor allem dann nicht, wenn nach all den Kriegsverbrechen auch noch Idlib zerstört würde.

Die Verständigung mit Präsident Recep Tayyip Erdoğan auf eine kontrollierte Pufferzone bindet die Türkei stärker an Russland - die gegen die Nato gerichtete Aushöhlungsstrategie verfolgt Putin schon länger. Ein baldiges Kriegsende nützt einem mit inneren Problemen kämpfenden Iran und einer mit ökonomischen Problemen ringenden Türkei, die besonders vom Wiederaufbau profitieren würde.

Allen wohl, keinem weh also? Noch lange nicht. Wenn Interessen wandern, sind sie auch schnell wieder verschwunden. Und über die wichtigste Voraussetzung für ein Nachkriegs-Syrien ist noch überhaupt nicht entschieden: Was eigentlich wird aus Baschar al-Assad? Im russisch-türkischen Abkommen liegt viel Entschlossenheit, aber genauso entschlossen werden die Gegner des Idlib-Friedens handeln.

© SZ vom 19.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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