Syrien:Weit mehr Flüchtlinge als befürchtet

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Schon jetzt haben mehr als 200.000 Syrer ihr Heimatland verlassen und sind in Nachbarländer geflohen. Die Vereinten Nationen hatten mit nur 185.000 bis zum Jahresende gerechnet. Nun wird der Ruf laut, ob auch Deutschland syrische Flüchtlinge aufnehmen sollte.

Der Flüchtlingsstrom aus Syrien in die Nachbarstaaten übersteigt alle Befürchtungen von UN-Experten. Das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) sprach am Freitag von mehr als 200.000 Menschen, die Schutz in der Türkei, im Libanon, dem Irak und Jordanien suchen. Das entspricht etwa einem Prozent der Bevölkerung in dem arabischen Land. Ursprünglich hatten Fachleute mit 185.000 Flüchtlingen bis Ende des Jahres gerechnet.

Der Flüchtlingsstrom reißt nicht ab. Mehr als 200.000 Syrer sind inzwischen aus ihrer Heimat geflohen. (Foto: AFP)

Die türkische Regierung erklärte, allein in den vergangenen 24 Stunden seien mehr als 3500 Syrer eingetroffen. Das seien so viele wie noch nie zuvor an einem Tag seit Beginn des Aufstandes gegen Präsident Baschar al-Assad. Ankara hatte jüngst die Aufnahme von insgesamt 100.000 Flüchtlingen aus Syrien als Obergrenze der eigenen Belastbarkeit bezeichnet und den Aufbau von Lagern auf syrischer Seite der Grenze gefordert. Dazu müsse dort möglichst eine Schutzzone eingerichtet werden. Ein syrischer Aktivist am Grenzübergang Bab al-Salama sagte, rund um den Grenzposten säßen derzeit etwa 8000 Menschen fest. Sie warteten auf eine Erlaubnis zur Einreise in die Türkei.

Auch in Deutschland wird der Ruf nach der Aufnahme von Flüchtlingen lauter. CDU/CSU-Fraktionschef Volker Kauder kündigte Gespräche mit Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) und den Bundesländern an. Außenpolitiker aller anderen Bundestagsfraktionen plädierten ebenfalls für die Öffnung der deutschen Grenzen für notleidende Syrer.

In Deutschland haben dem Innenministerium zufolge von Januar bis Juli 2246 Syrer einen Asylantrag gestellt, fast so viele wie im gesamten Vorjahr. Das Auswärtige Amt warnte aber vor einem deutschen Alleingang. Die internationale Gemeinschaft sei sich derzeit einig, die Hilfe weiterhin auf Maßnahmen vor Ort zu konzentrieren.

Über die Lage der syrischen Flüchtlinge soll nach dem Willen der Bundesregierung der UN-Sicherheitsrat beraten. Deutschland unterstütze eine entsprechende Forderung Frankreichs nach einer Debatte am 30. August, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert.

In New York traf indes der neue Syrien-Vermittler von UN und Arabischer Liga, Lakhdar Brahimi, mit UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zusammen. "Ich werde mein Bestes tun", sagte der frühere algerische Außenminister UN-Angaben zufolge. Brahimi war in der vergangenen Woche zum Nachfolger von Kofi Annan berufen worden.

© Süddeutsche.de/dpa/Reuters/dmo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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