Syrien:Mehr als 100 Todesopfer

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Geschundene Stadt: Bei einem Autobombenattentat im syrischen Homs starben Dutzende Menschen. (Foto: AFP)

Die USA und Russland loten eine Feuerpause aus - doch Terroranschläge erschüttern das Land.

Von Paul-Anton Krüger, Amman

Homs, Aleppo, Hama - auch am Sonntag fielen in Syrien die Bomben. Von russischen Flugzeugen und von syrischen. Türkische Granaten schlugen ein. Grausamer aber noch trafen Sprengsätze von Terroristen die Menschen, erst zwei Autobomben in Homs, später eine weitere in Damaskus und offenbar Sprengstoffgürtel von Selbstmordattentätern. Mehr als 100 Menschen fielen ihnen zum Opfer, und die Zahl der Toten dürfte noch steigen. Dutzende Menschen erlitten schwerste Verletzungen. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) erklärte sich verantwortlich für die Massaker. Selbst wenn eine Waffenruhe zustande kommen sollte in Syrien, Frieden wird dort so schnell nicht einziehen. Das ist die Botschaft der Dschihadisten. Der erste Anschlag mit zwei Autobomben traf am Sonntag Homs und tötete mindestens 57 Menschen. Die Bomben detonierten in Zahraa, einem Viertel, in dem überwiegend Alawiten wohnen, Angehörige jener schiitischen Minderheit, der die Familie von Präsident Baschar al-Assad und viele hohe Funktionsträger des Regimes entstammen. Ein Wagen explodierte offenbar auf einem Autotransporter, ein zweiter wenig später in der Nähe. Der IS übernahm über seine Propaganda-Abteilung Amaq die Verantwortung. Südlich von Damaskus explodierten dann am Abend mehrere Bomben nahe dem schiitischen Schrein von Sayyida Zeinab. Das Grab der Enkeltochter des Propheten Mohammed ist das höchste Heiligtum der Schiiten in Syrien. Die Sprengsätze detonierten laut dem Staatsfernsehen auf einem Markt; viele Leute kauften dort gerade für den Abend ein. Demnach wurden mindestens 50 Menschen getötet und 200 verletzt. Auch zu dieser Attacke bekannte sich der IS. Es soll eine Autobombe gezündet worden sein, anschließend sprengten sich offenbar mehrere Selbstmordattentäter in die Luft. Von insgesamt vier Explosionen berichteten Anwohner. Die Dschihadisten hatten den Schrein bereits im Januar attackiert und Dutzende Menschen getötet, auch in dem Viertel in Homs hatten sie schon Bomben gezündet. Das Regime von Assad hatte den IS lange Zeit gewähren lassen, der sich wiederum darauf konzentrierte, gemäßigte Rebellengruppen zu bekämpfen. Zuletzt waren Regierungstruppen aber bei Aleppo und Hassakah auch in vom IS gehaltene Gebiete vorgerückt. Vor den Anschlägen hatte sich US-Außenminister John Kerry am Morgen im jordanischen Amman vorsichtig optimistisch gezeigt, in den nächsten Tagen eine Waffenruhe für Syrien erreichen zu können - von der sowohl der IS ausgenommen wäre, als auch die Nusra-Front, der syrische Ableger von al-Qaida. Mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow habe er sich in einem Telefonat "vorläufig" und prinzipiell über Modalitäten einer Waffenruhe verständigt. Eine Einstellung der Kampfhandlungen sei damit "näher denn je".

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