Syrien:Ouvertüre in Astana

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Bei den von der Türkei und Russland vermittelten Friedensverhandlungen für Syrien reden Regime und Rebellen bisher übereinander, aber noch nicht miteinander.

Von Paul-Anton Krüger, Kairo

In einem Raum saßen die Delegationen der syrischen Regierung und der bewaffneten Opposition beim Auftakt der Friedensgespräche in der kasachischen Hauptstadt Astana immerhin schon einmal. Ob sie bei den von Russland und der Türkei organisierten Verhandlungen aber direkt miteinander reden würden, wie es die Ausrichter der Konferenz geplant hatten, war laut Beobachtern am Montagmorgen noch nicht wirklich klar. Am Ende des ersten Verhandlungstages gab es denn auch noch keine greifbaren Fortschritte. Dies teilten Vertreter der syrischen Regierung und ein Rebellen-Sprecher mit.

Syriens UN-Botschafter Baschar al-Jaafari nannte die Rede des Rebellenführers Mohammed Allousch "provokativ und unverschämt"; sie entspreche nicht dem Niveau der versammelten Diplomaten. Er bezeichnete die Rebellen als "bewaffnete Terrorgruppen".

Allousch, Delegationsleiter und Chef der islamistischen Jaisch al-Islam, hatte die Regierung von Präsident Baschar al-Assad als "terroristisch" bezeichnet und gefordert, die an der Seite des Regimes kämpfenden ausländischen Milizen als Terrorgruppen einzustufen. Gemeint waren die libanesische Hisbollah sowie schiitische Söldner-Gruppen aus Irak, Afghanistan und Pakistan. Sie werden maßgeblich von den Revolutionsgarden aus Iran rekrutiert und gesteuert. Allousch sagte, seine Delegation sei nur gekommen, um über die Waffenruhe zu sprechen, die von den Milizen verletzt werde. Er werde keine politischen Verhandlungen führen.

Diplomaten berichteten jedoch, der Tonfall in der Eröffnungssitzung sei konstruktiver gewesen als die harschen Äußerungen beider Seiten in der Öffentlichkeit. Das Misstrauen sitze tief. Ein Beobachter verglich die Auftaktsitzung mit der Ouvertüre eine Oper - "schön anzuhören, aber das eigentliche Stück kommt noch". Ob bei den zunächst bis Dienstagnachmittag anberaumten Gesprächen Fortschritte erzielt werden, blieb offen - eine Verlängerung galt als denkbar. Der türkische Vizepremier Numan Kurtulmuş sagte, man dürfe nicht nach zwei Tagen einen Durchbruch erwarten, wenn die Parteien sechs Jahre Krieg geführt hätten. Ähnlich äußerte sich auch ein Mitglied der russischen Delegation. Der UN-Sondergesandte Staffan de Mistura sagte, er hoffe, dass die Gespräche den Weg zu einer weiteren Verhandlungsrunde ebnen würden, zu der er für den 8. Februar nach Genf eingeladen hat.

© SZ vom 24.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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