Bei einem Angriff auf eine Militärakademie in Syrien sollen am Donnerstag mindestens 100 Menschen getötet sein und 125 weitere verletzt worden sein. Das Gelände in der zentralen Provinz Homs sei durch bewaffnete Drohnen bombardiert worden, sagten ein Kriegsbeobachter und ein Sicherheitsmitarbeiter der Agentur Reuters zufolge. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London berichtete dasselbe unter Berufung auf örtliche Aktivisten. Es hieß, kurz vor dem Angriff habe der syrische Verteidigungsminister eine gerade beendete Abschlussfeier von Offiziersstudenten der Akademie verlassen. Auch andere Militärbeamte sollen an der Zeremonie teilgenommen haben, außerdem Verwandte der Absolventen.
Bei dem Angriff seien auch Zivilisten getötet worden, teilte das syrische Verteidigungsministerium mit. Als Urheber nannte die Behörde "terroristische Gruppen", eine Organisation nannte sie nicht. Die Armee wolle "mit aller Härte" auf den "feigen Terrorakt" reagieren. Keine Gruppe bekannte sich unmittelbar zu dem Anschlag. Die syrische Regierung gab bisher keine offiziellen Zahlen zu den Opfern bekannt. Sie erklärte aber eine von Freitag an geltende dreitägige Staatstrauer, wie die staatliche Nachrichtenagentur Sana berichtete.
Der IS könnte ein möglicher Urheber des Angriffs sein
In den sozialen Medien verbreitete Videos zeigten Bilder von schreienden und weg laufenden Menschen auf dem Gelände der Militärakademie. Verletzte lagen mit blutgetränkter Kleidung auf dem Boden, es sind auch Schüsse zu hören.
Die Syrische Beobachtungsstelle vermutete, dass es sich entweder um einen Angriff der militant-islamistischen Miliz Haiat Tahrir al-Scham (HTS) oder der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) handeln könnte. Beide wollen die Regierung von Präsident Baschar al-Assad stürzen. Diese kontrolliert inzwischen wieder zwei Drittel des Landes, darunter auch die Provinz Homs.
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Wie die britische BBC unter Berufung auf Mitglieder der syrischen Rettungsorganisation Weißhelme berichtete, griffen nach der Attacke auf die Militärakademie Regierungstruppen Städte in der von Rebellen gehaltenen Provinz Idlib an. Durch Artillerie- und Raketenbeschuss seien dort fünf Zivilisten getötet worden.
Nach Einschätzung der Vereinten Nationen von Mitte September droht der Bürgerkrieg in Syrien wieder auf breiter Front aufzuflammen. In den vergangenen Monaten kam es bereits in mehreren Gebieten des Landes wieder zu stärkeren gewaltsamen Auseinandersetzungen.