Syrien:Kontroverse zwischen Washington und Moskau

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Die USA weisen die Behauptung von Russlands Präsidenten Putin zurück, der Westen habe den Giftgasangriff in Syrien inszeniert.

Von Moritz Baumstieger, München

Die US-Regierung hat die russische Behauptung zurückgewiesen, wonach ein Giftgasangriff in syrischen Rebellengebieten nur vorgetäuscht war. Russland habe schon in der Vergangenheit widersprüchliche Informationen verbreitet, um Verwirrung zu stiften, verlautete am Dienstag aus dem Präsidialamt in Washington. Die Regierung in Moskau wolle vom Verbündeten Syrien ablenken und die Glaubwürdigkeit der Regierungsgegner untergraben. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte erklärt, der Gasangriff sei inszeniert gewesen, um Syriens Staatschef Baschar al-Assad dafür verantwortlich zu machen.

Das US-Präsidialamt verbreitete dagegen einen Bericht, wonach der chemische Kampfstoff offenbar von syrischen Kampfflugzeugen vom Typ Su-22 abgeworfen wurde. Sie seien in der Region Khan Scheikhun etwa 20 Minuten vor dem Angriff gewesen und hätten die Gegend kurz danach verlassen. Assad habe mit dem Angriff einen Vormarsch der Rebellen verlangsamen wollen, hieß es in Washington. Syrien hat die Vorwürfe des Westens zurückgewiesen und erklärt, man habe nie Giftgas eingesetzt. Bei der Attacke kamen in der vergangenen Woche 87 Menschen ums Leben. Die USA griffen daraufhin einen syrischen Stützpunkt mit Marschflugkörpern an.

Der Sprecher von US-Präsident Donald Trump, Sean Spicer, sorgte am Dienstag mit einem Satz über Adolf Hitler für Irritationen. Russland müsse seine Unterstützung für den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad überdenken. "Nicht einmal jemand so verabscheuungswürdiges wie Hitler ist so weit gesunken, chemische Waffen einzusetzen", sagte er. Russland gerate auf die "falsche Seite" der Geschichte.

Auf ihrem Treffen im italienischen Lucca hatten die Außenminister der G-7-Staaten zuvor die Idee verworfen, Russland für seine Unterstützung von Assad mit Sanktionen zu strafen. Rex Tillerson, der nach dem Treffen zum ersten Mal in seiner neuen Funktion als US-Außenminister nach Moskau reiste, kündigte an, mit seinem Amtskollegen Sergej Lawrow Möglichkeiten auszuloten, um die Gewalt in Syrien einzudämmen. In Moskau wurde dies positiv aufgenommen. Es sei offensichtlich, "dass die russisch-amerikanischen Beziehungen die schwierigste Zeit seit dem Ende des Kalten Krieges durchleben", hieß es. Am Dienstag bestätigte das türkische Gesundheitsministerium nach Untersuchungen von Blut- und Urinproben von Opfern, dass es sich bei dem Nervengift zweifelsfrei um Sarin gehandelt habe.

Moskau will laut einem Armeesprecher nun UN-Inspektoren auf jene Luftwaffenbasis in Syrien einladen, die von den USA überraschend als Vergeltung bombardiert wurde. So will man beweisen, dass von dort keine Chemiewaffenattacken vorbereitet wurden oder werden.

"Wir haben Informationen aus unterschiedlichen Quellen, dass weitere Provokationen - ich kann sie nicht anders nennen - vorbereitet werden", sagte Putin. Es gebe Pläne, in Vororten von Damaskus Substanzen abzuwerfen und die syrische Regierung zu beschuldigen.

© SZ vom 12.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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