Syrien:Gipfel der Not

Geld für Wiederaufbau gibt es nur mit neuer Machtstruktur.

Von Moritz Baumstieger

Zwei, die Geld haben, treffen zwei, die Not haben: So wird die Ausgangslage sein, wenn Deutschland, Frankreich, Russland und die Türkei zu dem Syrien-Gipfel zusammenkommen, den die Kanzlerin nach ihrem Treffen mit dem türkischen Präsidenten angekündigt hat. Wenn es im Oktober so weit ist, müssen Angela Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron diese Konstellation nutzen: Sowohl Wladimir Putin als auch Recep Tayyip Erdoğan brauchen Europa, wenn sie ihre syrischen Abenteuer halbwegs glimpflich beenden wollen.

Vordergründig wird es bei dem Treffen um die Provinz Idlib gehen, die einer Katastrophe gerade noch entkam, als sich Putin und Erdoğan auf eine Demilitarisierung einigten. Dazu wird es einiges zu bereden geben, Mitte Oktober läuft die Frist ab, zu der Rebellen und Regierung schwere Waffen abziehen müssen.

Vor allem aber wird bei dem Mini-Gipfel ein längerfristiges Thema verhandelt: der Wiederaufbau. Moskau will, dass Europa zahlt; die eigenen Mittel reichten nur zur Bombardierung des Landes. Und Ankara hofft, dass viele der Leistungen und Lieferungen über die Türkei abgewickelt werden, der Wiederaufbau also auch der eigenen kriselnden Wirtschaft gilt. Dies sollte nur geschehen, wenn die Türkei sich aus den syrischen Gebieten zurückzieht, die sie nach ihren Interventionen wie Protektorate behandelt. Und Russland muss seinen Verbündeten in Damaskus klarmachen: Geld für Wiederaufbau kann es nur geben, wenn die Machtstrukturen sich ändern - auch auf höchster Ebene.

© SZ vom 29.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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