Syrien:Freie Hand für den Feind

Donald Trump ruft seine Truppen aus Syrien zurück - und hilft so dem Assad-Regime.

Von Moritz Baumstieger

Wieder überrascht Donald Trump die Welt - oder zumindest jene Teile, die nach fast acht Jahren Krieg nicht müde sind, Nachrichten zu Syrien zu verfolgen. Dass er die Truppen von dort bald abziehen wolle, hat der US-Präsident zwar schon mehrmals gesagt. Beobachter taten das aber als Geschwätz ab. Zuletzt richteten sich Trumps Generäle darauf ein, im Land zu bleiben. In der erst im Spätsommer formulierten Syrien-Strategie hieß es sogar: "auf unbestimmte Zeit".

Nun zeigt sich noch einmal, dass dieser Präsident seine Worte durchaus ernst meint, so abwegig sie teils klingen mögen. Donald Trump scheint diese Kehrtwenden zu lieben, mit denen er Freund und Feind übertölpelt - und gibt jetzt den Befehl zum Abzug.

Verbündete der USA werden darüber verzweifeln, und ihre Gegner jubeln: Iran, Russland und das Assad-Regime haben nun freie Hand, den Konflikt auf ihre Art zu Ende zu bringen - politische Reformen sind nicht vorgesehen. Zwei Partner der USA stehen hingegen blank da: Die Kurden, die im Kampf gegen den IS als Bodentruppen dienten, dürften nun zwischen der Türkei und Assad zerrieben werden. Und Israel zählte darauf, dass die USA den Einfluss Irans im Nachbarland eindämmen. Auch in Jerusalem lernt man nun: Verlassen sollte man sich auf diesen Partner eher nicht.

© SZ vom 20.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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