Syrien:Erdoğan wütend über US-Pläne

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Die Türkei, Syrien und Russland wollen eine Grenzschutztruppe im Nordosten Syriens verhindern.

Von Paul-Anton Krüger, Kairo

Die USA und die internationale Militärkoalition gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) wollen in Syrien eine 30 000 Mann starke Grenzschutztruppe aufbauen. Sowohl Syrien selbst als auch Russland und die Türkei kritisieren diese Pläne scharf - wenn auch aus unterschiedlichen Gründen: Die syrische Regierung sprach am Montag von einem "unverhohlenen Angriff auf die Souveränität und territoriale Integrität" des Landes und kündigte an, die eigene Armee werde die Präsenz aller US-Truppen beenden. Russlands Außenminister Sergej Lawrow warf den USA vor, auf eine Teilung des Landes und einen Regierungswechsel hinzuarbeiten.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan drohte, die Türkei werde "diese Terror-Armee strangulieren, bevor sie geboren ist". Während Syriens Regime und Russland sich vor allem gegen den Einfluss der USA im Nordosten des Landes wenden, stört sich Erdoğan daran, dass kurdische YPG-Milizen beteiligt sein sollen. Diese gelten in Ankara als Ableger der kurdischen Arbeiterpartei PKK, die in der Türkei, aber auch in Europa und den USA als terroristisch eingestuft ist.

Ein Sprecher der US-geführten Militärkoalition sagte am Sonntag, die Truppe solle verhindern, dass abgetauchte IS-Kämpfer sich neu formieren und sich im Grenzgebiet zwischen dem Irak und Syrien bewegen können. Sie solle zur Hälfte aus Kämpfern der Syrischen Demokratischen Kräfte bestehen. In diesem Milizenbündnis sind die YPG die dominierende Kraft, es gibt aber auch arabische Kämpfer, sowohl sunnitische Muslime als auch Christen. Die andere Hälfte solle neu rekrutiert und ausgebildet werden; die ersten 230 Mann hätten mit dem Training schon begonnen.

Die Türkei zeigt sich verärgert darüber, dass der Nato-Partner USA den YPG Waffen geliefert hat und die Zusammenarbeit nicht beendet, auch nachdem der IS offiziell militärisch als besiegt gilt. Die türkische Armee bereitet seit Monaten einen Einmarsch in den von der YPG kontrollierten kurdischen Kanton Afrîn in Syrien vor. Zugleich zeichnet sich ein neuer Konflikt zwischen der Türkei und Russland ab; Auslöser sind Angriffe auf Rebellengebiete in der Provinz Idlib.

© SZ vom 16.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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