Syrien:Auszug aus der Trümmerwüste

Erneut haben mehr als 7000 Menschen die Region Ost-Ghouta verlassen. Vielerorts stehen nur noch Ruinen.

Von Paul-Anton Krüger

Erneut haben mehr als 7000 Menschen die Region Ost-Ghouta bei Damaskus verlassen. Sie konnten nur das Nötigste aus ihren zerstörten Häusern retten. Das syrische Militär rückt in die Orte ein. Vorausgegangen waren von Russland vermittelte Vereinbarungen über den Abzug zweier Rebellengruppen, Ahrar al-Scham und Failaq al-Rahman.

Ein Arzt, mit dem die Süddeutsche Zeitung während der am 18. Februar begonnenen Offensive und auch schon zuvor in Kontakt stand, zeigte sich verbittert. "Warum soll ich noch weiter berichten, was hier geschieht", sagte er. "Die Welt hat sich entschieden, uns zu vergessen. Sie hat das Morden ignoriert, obwohl wir jeden Tag darüber berichtet haben." Bislang sind nach Angaben von Ärzten in Ost-Ghouta mehr als 2000 Zivilisten getötet worden, mehr als 8000 wurden verletzt.

Laut den UN haben etwa 80 000 Zivilisten Ost-Ghouta verlassen. Russland spricht von etwa 14 000 Kämpfern und deren Angehörigen, die nach Idlib gebracht werden sollen. Im Zuge der Evakuierungen gelangen immer mehr Bilder an die Öffentlichkeit, die zeigen, welche Zerstörungen die Offensive angerichtet hat. In Erbin sind vielerorts nur Trümmerlandschaften geblieben. Nach ersten Einschätzungen von Hilfsorganisationen wurden drei Viertel der Gebäude zerstört.

Der Grund dafür sind vor allem das massive Bombardement durch die russische und syrische Luftwaffe sowie der Dauerbeschuss mit Granaten durch Einheiten der Armee und verbündeten Milizen, die von Iran unterstützt werden. Bewohner, die vor Jahren aus den Rebellen-Gebieten geflohen waren, weil sie nicht unter der Willkürherrschaft der islamistischen Rebellen leben wollten, berichteten, dass es zu systematischen Plünderungen durch die Milizen komme.

© SZ vom 28.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: