Südostasien:"Trump der Philippinen" gewinnt Präsidentenwahl

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  • Der umstrittene Bürgermeister Rodrigo Duterte wird neuer Präsident der Philippinen.
  • Duterte wird oft mit Donald Trump verglichen und verspricht, binnen sechs Monaten die Kriminalität in dem Inselstaat auszumerzen. Er wird mit der vielfachen Tötung von Verbrechern in Verbindung gebracht.
  • Menschenrechtsaktivisten warnen vor einer Rückkehr in düstere Zeiten wie unter der Diktatur von Ferdinand Marcos, der 1986 gestürzt wurde.

Der skandalumwitterte bisherige Bürgermeister der Millionenstadt Davao im Süden des Landes, Rodrigo Duterte, hat die Präsidentenwahlen auf den Philippinen mit großem Abstand vor seinen Rivalen gewonnen. "Ich nehme das Mandat der Wähler mit extremer Demut an", sagte der 71-Jährige in der Nacht zum Dienstag. "Ich werde nicht nur in jeder Stunde meines Tages, sondern auch im Schlaf mein Bestes geben."

Duterte lag nach Auszählung von mehr als 90 Prozent der Stimmen mit gut 38 Prozent uneinholbar vorn, wie die Behörden mitteilten. Ex-Innenminister Mar Roxas kam als Zweiter auf 23 Prozent.

Philippinen
:Rodrigo, der Bestrafer

Mit einem Wahlkampf à la Trump ist Rodrigo Duterte zum Präsidentschaftsfavoriten der Philippinen avanciert. Selbst schlimmste verbale Entgleisungen schaden ihm nicht.

Von Arne Perras

Neuer Präsident wird mit Auftragsmorden in Verbindung gebracht

Der Bürgermeister hat in dem von Korruption und Kriminalität geplagten Land mit mehr als 100 Millionen Einwohnern hartes Durchgreifen angekündigt. In seiner Heimatstadt Davao sind Kleinkriminelle zu Hunderten umgebracht worden.

Menschenrechtler sehen angeheuerte Killer dahinter, die nach ihrer Meinung nur mit Duldung des Bürgermeisters agieren konnten. Menschenrechtsaktivisten warnen vor einer Rückkehr in düstere Zeiten wie unter der Diktatur von Ferdinand Marcos, der 1986 in einem Volksaufstand gestürzt wurde.

Duterte, der neue Präsident, ist zudem für sein loses Mundwerk mit derben Flüchen bekannt. "Vergesst Gesetze und Menschenrechte", rief er auf seiner Abschlusskundgebung am Samstag den Menschen zu - und kündigte an, binnen sechs Monaten die Kriminalität auf den Philipinnen ausmerzen zu wollen.

Duterte erklärte auch, er werde den Kongress abschaffen, sollte dieser seine Politik stören. Er prahlte mit seinen angeblichen sexuellen Leistungen und beschimpfte den Papst als "Hurensohn" - und das im größten mehrheitlich katholischen Land Asiens.

Vergleiche mit Donald Trump

Zwar war unter dem scheidenden Staatschef Benigno Aquino zuletzt ein stabiles Wachstum (etwa sechs Prozent pro Jahr) zurückgekehrt, auch die Korruptionsbekämpfung kam voran. Dennoch verbesserten sich die Lebensumstände der Menschen kaum bis gar nicht, die Kriminalitätsrate blieb hoch. Duterte hatte sich im Wahlkampf ganz darauf konzentriert, den herrschenden Eliten Versagen vorzuwerfen.

Von vielen Medien war Duterte mit dem republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump verglichen worden. Der Politologe Richard Heydarian von der De La Salle University in Manila erklärt im Gespräch mit der SZ den hohen Zuspruch für Duterte mit einer wachsenden Enttäuschung im Volk.

Amtsinhaber Aquino durfte gemäß der Verfassung nach sechs Jahren nicht erneut antreten. Bei seiner Schlusskundgebung für den von ihm unterstützten Kandidaten Roxas warnte er vor einer "Rückkehr zum Terror". Aquinos Mutter Corazón hatte an der Spitze des Aufstands gegen Marcos gestanden und war von 1986 bis 1992 Präsidentin. Sein Vater, der Oppositionspolitiker Benigno Aquino, wurde 1983 ermordet, als er aus dem US-Exil zurückkehrte, um den Kampf gegen Marcos aufzunehmen.

Linktipp: Ein ausführliches SZ-Porträt über Rodrigo Duterte lesen Sie hier.

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