Südafrika:Im Netz der Korruption

Der neue Präsident Ramaphosa will das Land reformieren - und man kann sagen: der Weg in die neue Zeit ist lang.

Von Bernd Dörries

Garantiert können viele Bürger Südafrikas nicht alle Minister aufzählen, von denen sie regiert werden. Selbst Präsident Cyril Ramaphosa wird womöglich nicht immer die Namen aller seiner 72 Minister und ihrer Stellvertreter parat gehabt haben, die er von seinem hochkorrupten Vorgänger Jacob Zuma übernommen hatte, der möglichst viele seiner Clique versorgen wollte.

Ramaphosa wiederum hat angekündigt, Südafrika und den regierenden ANC in eine neue Zeit zu führen. Nach seinem Sieg bei den Wahlen Anfang Mai hat er nun sein erstes eigenes Kabinett vorgestellt, und man kann sagen: Der Weg in die neue Zeit ist lang. Ramaphosa hat die Zahl der Ministerien zwar von 36 auf 28 verringert und einige der inkompetentesten und korruptesten Köpfe entfernt. Der ganze Apparat ist aber weiter künstlich aufgebläht und dient vor allem dazu, möglichst viele der verschiedenen Strömungen des ANC zu befriedigen. Deshalb sitzen auch wieder Leute in der Regierung, die weder fachlich noch moralisch geeignet sind, die ein Recht auf drei Autos haben und eine Dienstwohnung, während viele im Land keine Arbeit haben.

Um damit sofort aufzuräumen, fehlt Ramaphosa im zerstrittenen ANC die Macht, manchmal vielleicht auch der letzte Wille. Der neue Präsident ist dennoch Südafrikas einzige Chance.

© SZ vom 31.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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