Studie:Wirtschaftskrise macht Deutschen Angst

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Die Krise wirkt sich auf die Psyche der Bundesbürger aus: Die Furcht vor dem ökonomischem Absturz ist hierzulande sprunghaft in die Höhe geschnellt.

Die Wirtschaftskrise bestimmt die Sorgen der Deutschen. Die größte Angst hat die Bevölkerung laut der am Donnerstag in Berlin veröffentlichten Langzeitstudie "Die Ängste der Deutschen 2009" vor einer schlechteren Wirtschaftslage und steigender Arbeitslosigkeit. Ein Aus ihrer Beziehung bereitet den Deutschen hingegen so wenig Angst wie noch nie seit Beginn der Studie im Jahr 1991.

Die zweitgrößte Angst bereitet der Bevölkerung mit 65 Prozent ein Anstieg der Arbeitslosigkeit. (Foto: Foto: ddp)

In dem Bereich Wirtschaft seien die Ängste der Deutschen "sprunghaft in die Höhe geschnellt", sagte Rita Jakli von der R+V Versicherung bei der Vorstellung der Studie. Demnach gaben zwei Drittel der Befragten an, Angst vor einer schlechteren Wirtschaftslage zu haben. Diese Sorge ist im Vergleich zum Vorjahr um acht Prozentpunkte gestiegen und ist damit erstmals seit 2003 wieder die größte Sorge der Deutschen.

Die zweitgrößte Angst bereitet der Bevölkerung mit 65 Prozent ein Anstieg der Arbeitslosigkeit. Dieser Wert hat mit einem Plus von 18 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr am stärksten zugenommen. "Zweifelsohne haben hier Maßnahmen der Bundesregierung wie die Kurzarbeit stabilisierend und beruhigend gewirkt", sagte der Politologe Manfred Schmidt, der die Studie beraten hat.

Die Angst, den eigenen Arbeitsplatz zu verlieren, ist hingegen mit 48 Prozent deutlich geringer und bleibt trotz der Wirtschaftskrise im Vergleich zum Vorjahr unverändert. Ein deutlicher Unterschied zeigt sich hier jedoch zwischen Ost und West: Während in den ostdeutschen Bundesländern 58 Prozent um ihren Job bangen, tun dies in den alten Ländern mit 46 Prozent weniger als die Hälfte der Arbeitnehmer.

Auf dem dritten Platz liegt mit 63 Prozent die Furcht vor steigenden Lebenshaltungskosten. Angesichts der geringen Inflationsrate sei dieser Wert nach fünf Jahren auf dem ersten Platz jedoch um 13 Prozentpunkte gesunken, berichtete Schmidt. "Die Deutschen beobachten die Preisentwicklung in ihrem Land sehr genau."

Auf dem vierten Platz kommen Naturkatastrophen (56 Prozent), die Bayern haben in diesem Bereich sogar die größte Angst, während die Hessen eher Terroranschläge umtreiben. Erst auf dem fünften Platz schaffte es eine Sorge aus dem persönlichen Bereich: Mit 54 Prozent fürchtet sich mehr als die Hälfte der Deutschen davor, ein Pflegefall im Alter zu werden. Fast jeder Zweite hat zudem Angst vor einer schweren Erkrankung.

Wenig Sorgen um Partnerschaft

"Eine Zerbrechen der Partnerschaft liegt wie jedes Jahr seit Beginn der Studie auf dem letzten Platz", sagte Jakli. Mit 16 Prozent erreiche sie sogar den bislang niedrigsten Wert, "obwohl fast 40 Prozent aller Ehen geschieden werden". Frauen zeigten sich in der Umfrage zudem ängstlicher als Männer.

Insgesamt gesehen blieben die Deutschen trotz der größten Wirtschaftskrise seit den 1930er Jahren laut Studie jedoch gelassen: Das durchschnittliche Angstniveau liegt wie bereits in den beiden Vorjahren bei 44 Prozent.

Angesichts der Wirtschaftskrise sei diese Konstanz "geradezu sensationell", sagte Schmidt. Nach Einschätzung des Politikwissenschaftlers wird die Angst der Deutschen hier wiederum gedämpft durch das Krisenmanagement der Bundesregierung. Dabei stellen die Befragten den Politikern ein schlechtes Zeugnis aus: 53 Prozent bezweifeln, dass die Volksvertreter ihren Aufgaben gewachsen sind.

Das R+V-Infocenter führte die repräsentative Studie zum 19. Mal. Dafür wurden rund 2400 Bürger in Deutschland im Juni und Juli nach ihren 16 größten Ängsten befragt.

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