Auf die Verschärfung der US-Sanktionen reagiert Nordkorea mit Drohungen. Angesichts des feindseligen Verhaltens der USA setze Nordkorea in dem Konflikt noch stärker auf sein Militär, sagte ein Sprecher des nordkoreanischen Außenministeriums. "Das anhaltende und einseitige Verhalten des Weißen Hauses, 'Sanktionen' zu verhängen (...), beweist deutlich, dass es immer noch nicht von dem tief verwurzelten Widerwillen und der Feinseligkeit weggekommen ist", sagte er der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA zufolge.
Dass Washington nicht auf Nordkoreas Vorschlag eingehe, den Hackerangriff auf Sony gemeinsam zu untersuchen, offenbare das "Schuldbewusstsein" der USA. Deren Regierung missbrauche den Hackerangriff, um Nordkorea international weiter zu isolieren.
USA verschärfen Sanktionen - drei Unternehmen betroffen
Das US-Finanzministerium hatte am Freitag mitgeteilt, dass Strafmaßnahmen gegen zehn Vertreter der Regierung in Pjöngjang sowie gegen drei Organisationen und Unternehmen verhängt worden seien (mehr dazu hier). Damit werde Nordkorea für sein "destruktives und destabilisierendes Verhalten" zur Verantwortung gezogen. Die Strafmaßnahmen seien die Antwort auf die "zahlreichen Provokationen, insbesondere die jüngste Cyberattacke auf Sony Pictures und die Drohungen gegen Kinos und Zuschauer".
US-Präsident Barack Obama hatte Nordkorea für den Hackerangriff verantwortlich gemacht und mit einer "angemessenen Reaktion" gedroht. "Es handelt sich um den ersten Teil unserer Reaktion", warnte Obama nun. Die Aktivitäten Nordkoreas seien eine "anhaltende Bedrohung". Obama betonte, die Maßnahmen richteten sich nicht gegen die Bevölkerung Nordkoreas, sondern allein gegen die Staatsführung in Pjöngjang. US-Regierungskreisen zufolge war es das erste Mal, dass Sanktionen wegen der Bedrohung eines Privatunternehmens verhängt wurden. Gegen alle drei betroffenen Unternehmen bestanden schon vorher Sanktionen, unter anderem wegen des nordkoreanischen Atomprogramms.
Hacker-Angriff auf Sony Pictures
Ende November waren Unbekannte in die Systeme von Sony Pictures eingedrungen und hatten vertrauliche Informationen veröffentlicht, um das Filmstudio zu zwingen, die Politkomödie "The Interview" abzusetzen. In dem Spielfilm geht es um ein fiktives Komplott zur Ermordung des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un durch zwei Journalisten im Auftrag des US-Auslandsgeheimdiensts CIA. Nordkorea äußerte sich empört über den Film, bestreitet aber jede Verantwortung für die Attacke. Nach dem Cyberangriff und Drohungen anonymer Hacker sagte Sony den für den ersten Weihnachtsfeiertag geplanten Kinostart von "The Interview" zunächst ab.
Nach Vorwürfen, Sony Pictures würde Selbstzensur betreiben, und nicht zuletzt auf Druck von US-Präsident Barack Obama hin lief der Film dann doch in rund 300 meist kleineren Kinosälen in den USA an.
Rolle Nordkoreas bei Hacker-Angriff
Die Regierung in Pjöngjang bestreitet jegliche Beteiligung. Dass Nordkorea hinter dem Hacker-Angriff steckt, ist tatsächlich nicht zweifelsfrei geklärt ( ein Überblick). Von der US-Ermittlungsbehörde FBI heißt es, es gebe "keine glaubwürdigen Hinweise", dass jemand außer der nordkoreanischen Regierung dafür verantwortlich ist. Ein Insider äußerte hingegen gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters die These, Nordkorea habe sich womöglich Hilfe von Experten aus dem Ausland geholt. "Nordkoreanische Hacker dürften mit einem derartig anspruchsvollen Angriff überfordert sein", so dessen Vermutung.
Die US-Sicherheitsfirma Norse etwa behauptet, sie habe Hinweise auf sechs konkrete Personen, die hinter der Hackergruppe namens "Guardians of Peace" stecken sollen. Sie stammten nicht aus Nordkorea, sondern aus den USA, Kanada, Singapur und Thailand.
Einer der Verdächtigen sei ein ehemaliger Sony-Mitarbeiter, der im Mai entlassen worden sei und Sonys Computernetze genau kenne. Das würde die These stützen, der Daten-Raubzug sei der wohlorganisierte Racheakt eines Sony-Insiders. Der Ablauf des Angriffs, argumentiert Norse, deute auf Kenntnisse über die internen Abläufe des Konzerns hin. Möglicherweise seien die Daten sogar direkt an internen Computern entwendet worden, also etwa Mithilfe von USB-Sticks.