Streiks in der Geschichte:Als die Deutschen streiken lernten

Von Lokführern waren die Menschen auch 1922 schon genervt. Wer mehr Lohn will, der legt die Arbeit nieder - und nimmt in Kauf, dass andere warten oder keinen Haarschnitt bekommen. Historische Streiks in Bildern.

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(Foto: Süddeutsche Zeitung Photo)

Mit Beginn der Industriellen Revolution und dem Aufkommen einer organisierten Arbeiterschaft entwickelte sich auch die Streikkultur in Deutschland. Die Arbeiter gingen in den Ausstand, um höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen zu erstreiten. Dieses Foto zeigt einen Streik aus der Kaiserzeit: 1893 zerschlagen berittene Polizisten hier eine Arbeiter-Versammlung in Hamburg

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(Foto: Süddeutsche Zeitung Photo)

Während der Moabiter Unruhen im September 1910 wurden über 100 Demonstranten in Berlin schwer verletzt, zwei kamen ums Leben. Hier verhaften Polizisten einen Steinewerfer, der gemeinsam mit etwa 30 000 weiteren Menschen für mehr Lohn und moderatere Arbeitszeiten protestiert. Begonnen hatte der Aufstand in einer Moabiter Kohlehandlung. Den Wunsch der Belegschaft nach einer Lohnerhöhung für die 141 Beschäftigten hatte die Firmenleitung im Vorfeld abgelehnt.

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(Foto: Süddeutsche Zeitung Photo)

Eine Polizeigarde posiert während der Unruhen im Berliner Arbeiterbezirk Moabit im September 1910. Während der Ausschreitungen wurden auch mit Pistolen bewaffnete, professionelle Streikbrecher eingesetzt. Sie erhöhten die Aggression in der streikenden Bevölkerung zusätzlich.

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(Foto: Süddeutsche Zeitung Photo)

In der Gelsenkirchener Innenstadt protestieren 1912 Bergleute für bessere Arbeitsbedingungen. Polizisten behalten die überschaubare Menge im Auge.

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(Foto: Süddeutsche Zeitung Photo)

Regierungstruppen, erkennbar an den weißen Armbinden, stellen sich 1919 Unruhen in Berlin-Lichtenberg entgegen. Während der revolutionären Unruhen, die auf den Ersten Weltkrieg folgten, kommt es hier zu den sogenannten Märzkämpfen. Bei den blutigen Auseinandersetzungen sterben mehr als 1 200 Menschen.

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Streikbrecher mit Schere und Kamm: eine vollbesetzte Gratis-Damenfriseurstube während eines Streiks im Friseurgewerbe 1920.

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Schutzpolizisten und Freiwillige der Technischen Nothilfe (TNO) versuchen, einen Notbetrieb bei der Bahn aufrechtzuerhalten. Die Reichsgewerkschaft Deutscher Eisenbahn-Beamter und-Anwärter hatte am 1. Februar 1922 zum Streik aufgerufen. Der Protest der Eisenbahner veranlasste die Reichsregierung fortan dazu, den Beamten das Recht zu streiken kategorisch abzusprechen.

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Der leere Anhalter-Güterbahnhof in Berlin während des Eisenbahnerstreiks im Februar 1922.

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(Foto: Süddeutsche Zeitung Photo)

Wer während des Brauereiarbeiterstreiks 1927 ein Bier kaufen wollte, musste es sich bei den bestreikten Brauereien selbst abholen. Vor allem Gastwirte kommen mit der ganzen Familie, um möglichst viele Flaschen abzutransportieren und so ihren Betrieb aufrechterhalten zu können.

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Dieses Foto aus dem Jahr 1928 zeigt Streikposten vor einer Zeche in Gelsenkirchen. Nicht nur im Bergbau setzten sich die insbesondere in der rheinisch-westfälischen Industrie wiedererstarkten Gewerkschaften für höhere Löhne ein. Zwischen dem 1. November und dem 3. Dezember 1928 protestierten beim sogenannten Ruhreisenstreit über 200 000 Arbeiter für mehr Geld. Sie forderten eine Erhöhung von 15 Pfennigen pro Stunde für alle Beschäftigten über 21 Jahre. Letztlich wurde jedoch weniger als die Hälfte davon erstritten.

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(Foto: Süddeutsche Zeitung Photo)

Büroarbeit im Kerzenschein: In Folge eines Streiks war in Berlin die Stromversorgung komplett zusammengebrochen. Die Mitarbeiter der Berliner Stadtwerke mussten sich mit Kerzenlicht behelfen.

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(Foto: Süddeutsche Zeitung Photo)

Rund 130.000 Metallarbeiter gingen am 15. Oktober 1930 in Berlin auf die Straße, um gegen Lohnkürzungen zu demonstrieren. Die Regierung Brüning hatte sie als Reaktion auf die Wirtschaftskrise und die einsetzende Inflation verhängt. Es war der letzte große von Gewerkschaften geführte Streik, ehe diese 1933 von den Nationalsozialisten zerschlagen wurden.

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(Foto: Süddeutsche Zeitung Photo)

Der Streik der Berliner Verkehrsgesellschaft (BVG) unmittelbar vor den Reichstagswahlen am 6. November 1932 war einer der aufsehenerregendsten Arbeitskämpfe in der Endphase der Weimarer Republik. Der Protest der damals 22 000 BVG-Mitarbeiter richtete sich gegen die Notverordnungen des Reichskanzlers Franz von Papen vom September 1932. Er legte zeitweise den gesamten öffentlichen Nahverkehr Berlins lahm und wurde sowohl von der kommunistischen KPD als auch von den Nationalsozialisten unterstützt. Straßenreinigungsbeamte beseitigen auf diesem Foto eine Barrikade im Dahlemer Weg in Berlin-Zehlendorf.

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(Foto: Süddeutsche Zeitung Photo)

Die direkten Auswirkungen des Streiks der Berliner Verkehrsgesellschaft sind auch auf dem Potsdamer Platz zu sehen: Autobusse und Straßenbahnen sucht man auf dem Verkehrsknotenpunkt im Zentrum der Stadt während des viertägigen Protests vergebens.

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(Foto: Süddeutsche Zeitung Photo)

Im Rahmen der Wanderausstellung "Gebt mir vier Jahre Zeit", in der Adolf Hitler 1937 die vermeintlichen Erfolge seiner Politik feierte, wurden auch die Streiktage Deutschlands mit denen anderer europäischer Länder vergleichen. Der offiziellen Darstellung zufolge hat es in Deutschland nach 1934 keinen Streik mehr gegeben.

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