Steuerhinterziehung:Mauss' angebliche Steuerschuld steigt um eine Million Euro

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Werner Mauss soll den Fiskus um 16,3 Millionen Euro betrogen haben. (Foto: Sascha Steinbach/Getty Images)
  • Dem 77-jährigen Ex-Agenten Mauss wird vorgeworfen, den Fiskus um mehrere Millionen Euro betrogen zu haben.
  • Die falsche Bewertung eines seiner Konten erhöht die fragliche Summe auf nunmehr 16,2 Millionen Euro.
  • Mauss setzt auf einen streng geheimen Zeugen - er kann angeblich bestätigen, dass das Vermögen Mauss gar nicht gehört.

Von Ralf Wiegand, Bochum

15,2 Millionen Euro, so viel Geld wollte das Finanzamt Essen-Süd bisher von seinem vermutlich prominentesten Kunden. Seit diesem Montag ist die angebliche Steuerschuld des Ex-Agenten Werner Mauss, 77, noch einmal deutlich höher. Weil die Steuerfahndung ein Konto auf den Bahamas ursprünglich mit 68 000 Dollar bewertet hatte, tatsächlich dort aber 680 000 Dollar gelegen haben sollen, haben die Beamten die säumige Summe neu berechnet. Die Steuerschuld allein auf dieses Vermögen hat sich über die Jahre demnach auf mehr als 1,1 Millionen Euro summiert.

Ein teurer Schreibfehler: Mauss muss sich vor dem Landgericht Bochum wegen Steuerhinterziehung in einem besonders schweren Fall verantworten - nun wegen etwa 16,3 Millionen Euro, nicht mehr wegen 15,2 Millionen.

Der Vorsitzende Richter empfahl dem Angeklagten am Montag, auch für diese Neuberechnung eine Sicherheitsleistung ans Finanzamt zu überweisen. Schon zu Beginn der Ermittlungen, die 2012 mit dem Ankauf einer Steuer-CD durch das Land Nordrhein-Westfalen begonnen hatten, hatte Mauss vier Millionen Euro gezahlt. Im Verlauf des bereits gut fünf Monate laufenden Prozesses legte er noch einmal 8,7 Millionen Euro nach - ohne damit allerdings irgendeine Schuld anerkennen zu wollen.

Werner Mauss will das Gericht nach wie vor davon überzeugen, dass das Vermögen, auf dessen Erträge er dem deutschen Staat die Steuern angeblich schuldet, nicht ihm gehört. Ein Geheimbund aus ausländischen Diensten und Organisationen soll es ihm für seine Operationen unter anderem in der Terrorbekämpfung und für humanitäre Einsätze in Krisenländern zur Verfügung gestellt haben. Bis heute sei dieser Geheimbund der wahre Bevollmächtigte der Mauss-Millionen, bis heute könnten seine Auftraggeber das Geld jederzeit wieder einziehen, behauptet Mauss.

Stützen soll diese These demnächst ein hochrangiges Mitglied eines ausländischen Geheimdienstes. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit übermittelte die Verteidigung am Montag dem Gericht Informationen, um es davon zu überzeugen, dass zunächst auch der Antrag auf Vernehmung dieses Zeugen sowie später die Anhörung selbst ohne Öffentlichkeit stattfinden sollen. Dass die Zuhörer für diese erste Erörterung des Antrags am Montag tatsächlich für eine Stunde den Sitzungssaal verlassen mussten, begründete der Vorsitzende Richter juristisch so: Die Strafprozessordnung lasse ihm dabei keinen Ermessensspielraum, der Angeklagte habe ein Recht auf diese Maßnahme. Ob der eigentliche Antrag auf die Vernehmung des geheimen Zeugen ebenfalls nicht öffentlich gestellt werden darf, will das Gericht bis 6. März entscheiden.

Prozess findet unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen statt

In dem Verfahren ist damit noch kein Ende abzusehen, weitere Termine sind bereits bis über die Osterpause hinaus festgelegt worden. Wegen angeblicher Drohungen gegen den Angeklagten Mauss finden die Verhandlungen seit zwei Wochen unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen statt, der Vorsitzende hat Personenkontrollen direkt vor dem Gerichtssaal angeordnet.

Am Montag sagte in Bochum der Zeuge mit der bisher weitesten Anreise aus. Der frühere Chef der UBS Panama, Werner Lüthi, flog eigens aus Brasilien ein, wo der heute 73-Jährige lebt. Er bestätigte, 1985 in Panama ein Konto für Mauss eingerichtet zu haben, auf das drei ihm unbekannte Männer regelmäßig hohe Beträge eingezahlt hätten - insgesamt 23 Millionen US-Dollar. Das Geld hätten die Männer in Taschen mitgebracht, mal zwei, mal drei Millionen. "Sie bekamen eine Quittung und fertig", sagte Lüthi. Vor der Einrichtung des Kontos seien wiederum andere Personen bei ihm vorstellig geworden. Sie seien "Mitarbeiter einer ausländischen Behörde" und hätten ihn gefragt, ob die Bank grundsätzlich bereit sei, ein Konto für einen Kunden einzurichten, der verdeckt im Auftrag von Behörden arbeiten würde. "Ja, das können wir machen", habe er geantwortet, kurz darauf sei Werner Mauss unter seinem Decknamen Claus Möllner bei ihm erschienen. Von welcher Behörde die Männer kamen, welche Funktionen sie hatten oder wie sie hießen, weiß der pensionierte Banker Lüthi angeblich nicht.

Mauss habe später von seinem Konto immer wieder hohe Bargeldbeträge abgehoben, die von den unbekannten Männern ebenfalls in bar zeitnah wieder aufgefüllt worden seien.

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