Etwa 84 700 000, in Worten: Vierundachtzig Millionen und siebenhundert Tausend, so viele Menschen haben laut einer Schätzung des Statistischen Bundesamtes zum Jahresende 2023 in Deutschland gelebt. Es ist die höchste Zahl seit Bestehen der Bundesrepublik. Im Vergleich zu 2022 ist sie noch einmal um 330 000 gestiegen.
Woher kam der Zuwachs?
Er resultiert daraus, dass mehr Menschen aus dem Ausland nach Deutschland kommen als umgekehrt Deutschland verlassen. Auf 680 000 bis 710 000 Personen schätzen die Statistiker die sogenannte Nettozuwanderung.
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Das ist im langjährigen Vergleich zwar ein relativ hoher Wert. Er liegt aber deutlich niedriger als 2015 und 2022, als besonders viele Geflüchtete nach Deutschland kamen. Im Jahre 2015 betrug die Nettozuwanderung 1,14 Millionen Menschen, bedingt vor allem durch viele Menschen, die vor dem Bürgerkrieg in Syrien flohen. Im vergangenen Jahr lag sie sogar bei 1,46 Millionen Personen. Ein Großteil davon, etwa 1,1 Millionen, waren Menschen, die nach dem Überfall Russlands aus der Ukraine nach Deutschland gekommen waren.
Das Niveau der Nettozuwanderung im vergangenen Jahr ist in etwa vergleichbar mit den Jahren 1991 (600 000 Personen) und 1992 (780 000 Personen). Damals kamen viele Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland. Außerdem begann die Fluchtbewegung aus dem ehemaligen Jugoslawien. In Bosnien begann 1992 ein blutiger Bürgerkrieg.
Mehr Tote als Neugeborene in Deutschland
So wie schon 2022 wies Deutschland auch im vergangenen Jahr eine negative Geburtenbilanz auf. Es sterben also mehr Menschen als geboren werden, die Differenz beträgt nach Schätzung des Statistischen Bundesamtes 320 000. Das ist auf ähnlichem Niveau wie 2022, damals betrug das Geburtendefizit 328 000.
Noch liegen nicht alle Meldungen aus den Standesämtern vor. Auf Basis der vorläufigen Zahlen gehen die Statistiker davon aus, dass die Zahl der Geburten von 2022 auf 2023 um etwa sieben Prozent zurückgeht. Es sei mit 680 000 bis 700 000 Geborenen zu rechnen. 2022 verzeichnete die Behörde knapp 739 000 Geburten.
Die Zahl der Todesfälle ist um rund vier Prozent auf etwa 1,02 Millionen gesunken. 2022 waren es 1,07 Millionen.
Das Geburtendefizit war im vergangenen Jahr deutlich höher als im Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2021. In Deutschland sinken die Geburtenraten allerdings aktuell weniger stark, als das in vielen anderen westeuropäischen Ländern der Fall ist, sagt Sebastian Klüsener vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung.
Dennoch setzte sich der Alterungsprozess der Gesellschaft fort. Babyboomer - also Angehörige geburtenstarker Jahrgänge - erreichen das Rentenalter. "Damit kommen in den nächsten 10 bis 15 Jahren Herausforderungen auf die Sozialversicherungssysteme, den Arbeitsmarkt und uns alle zu", so Klüsener.