Stasi-Vorwürfe:Glaubenskampf um Gysi

Gregor Gysi hat sich strikt gegen neue Vorwürfe verwahrt, wegen angeblicher Stasi-Kontakte gelogen zu haben. (Foto: dpa)

Verschleiert Gregor Gysi seit 20 Jahren seine Stasi-Vergangenheit? Oder ist der Linken-Fraktionsvorsitzende das Opfer haltloser Beschuldigungen in Wahlkampfzeiten? Antworten auf diese Fragen sollte er möglichst schnell geben - denn seine Glaubwürdigkeit leidet.

Ein Kommentar von Daniel Brössler, Berlin

Für das erneute Aufflammen des alten Falls Gysi gibt es, je nach Standpunkt, zwei Erklärungen. Nach der ersten ist Gregor Gysi ein Stasi-Zuträger, der seit nunmehr 20 Jahren die Wahrheit über seine Verstrickung mal trickreich verschleiert, mal mit juristischer Brachialgewalt unterdrückt. Gysis Position wäre demnach nun aufgrund neuer Fakten erschüttert. In Variante zwei ist der Linke-Fraktionschef das Opfer nicht enden wollender und vor allem in Wahlkampfzeiten vorgebrachter, letztlich aber unbewiesener Beschuldigungen.

Ohne einwandfreie Beweise bleibt der Fall ein Glaubenskampf. Was Gysi nun aber tatsächlich Probleme bereitet, ist die Absolutheit seiner Verteidigung. Er hat sich nicht damit zufriedengegeben, eine inoffizielle Stasi-Mitarbeit zu bestreiten. Er hat von sich das Bild eines Anwalts mit besten Kontakten nach oben kreiert, der innerhalb des DDR-Systems souverän und fern der Stasi agierte, um das beste für seine Mandanten herauszuholen. Die Glaubwürdigkeit des Politikers Gysi steht und fällt mit diesem Bild.

Damit steht und fällt allerdings auch der Wahlkampf, der auf diesen Mann zugeschnitten sein wird. Ohnehin schwach im Westen, muss die Linke fürchten, dort nun noch weiter zu verlieren. Gibt sie der Versuchung nach, Gysi als Opfer Ost zu präsentieren, mag das Solidarisierungseffekte bringen. Es wäre allerdings auch der sichere Weg zurück zur Regionalpartei.

© SZ vom 18.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: