Sportpolitik:Neuer WADA-Code: Härtere Strafen, große Bedenken

Lesezeit: 2 min

Johannesburg (dpa) - Härtere Strafen, große Bedenken: Der neue Welt-Anti-Doping-Code ist zum Abschluss der WADA-Konferenz in Johannesburg verabschiedet worden, stößt aber in Deutschland nicht nur auf Zustimmung.

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Johannesburg (dpa) - Härtere Strafen, große Bedenken: Der neue Welt-Anti-Doping-Code ist zum Abschluss der WADA-Konferenz in Johannesburg verabschiedet worden, stößt aber in Deutschland nicht nur auf Zustimmung.

Erhebliche Zweifel werden an der Durchsetzbarkeit der verschärften Regelsperre für schwere Doping-Vergehen angemeldet: Anabolika- oder Blutdoping werden vom 1. Januar 2015 an mit einer vier- statt zweijährigen Suspendierung geahndet.

„Es ist ein falscher Weg und ein falsches Zeichen. Durch die Höhe der Sperre lassen sich Athleten nicht abschrecken, so lange sie darauf vertrauen können, nicht erwischt zu werden“, kritisierte Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes. „Das ist Augenwischerei: Man sagt, schaut wie strikt wir gegen Doping kämpfen können, weil permanent die Strafen erhöht werden, aber an den Ursachen des Dopings wird nichts verändert.“

Die Sorgen mit der Vier-Jahres-Sperre sind seit dem Fall der früheren Sprinterin Katrin Krabbe in Deutschland besonders groß. Das Münchner Landgericht hatte 2001 eine gegen sie verhängte dreijährige Sperre als nicht zulässig erklärt und ihr hohen Schadensersatz zugesprochen. „Es wird sich zeigen, ob vier Jahre rechtlich durchzusetzen sind“, sagte die frühere Bundestags-Sportausschussvorsitzende Dagmar Freitag. „Der Fall Krabbe hat gezeigt, dass es gegen die Verhältnismäßigkeit ist. Diese Begründung gilt nach wie vor und es wird Leute geben, die sich diese zu eigen machen werden.“

Diese juristischen Zweifel hat die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) nach eingehender Prüfung nicht. „Das WADA-Exekutivkomitee hat den neuen Kodex einstimmig verabschiedet“, erklärte der scheidende WADA-Präsident John Fahey. „Es ist ein guter Tag für den Sport.“ Der frühere australische Finanzminister muss nach sechs Jahren Ende 2013 ausscheiden. Zu seinem Nachfolger wurde der Brite Sir Craig Reedie gewählt. Der 72-jährige Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und ehemalige Badminton-Spieler ist nach Richard Pound (Kanada) und Fahey der dritte Präsident der WADA - und der erste Europäer. Turnusgemäß hatte der Sport das Vorschlagsrecht des Kandidaten.

Zufrieden mit dem reformierten Werk zeigte sich auch das Bundesinnenministerium, unter dessen Ägide mehr als 60 von rund 2000 Änderungsvorschlägen für den WADA-Code gemacht wurden. Staatssekretär Christoph Bergner begrüßte die Vier-Jahres-Sperre „als klares Signal der Abschreckung“, ließ aber auch durchblicken, „gespannt“ zu sein, „wie die Sanktion rechtsstaatlich verhältnismäßig umgesetzt werden wird“, hieß es in einer Mitteilung. Durchgesetzt hat sich Deutschland mit der Ablehnung der Abschaffung der B-Probe nach Doping-Kontrollen: Es wurde anerkannt, dass dies ein zentrales Recht der Athleten bleiben muss.

Weitere wichtige Neuerungen des WADA-Codes sind erweiterte Sanktionen gegen Trainer und Betreuer, die Athleten bei Doping-Verstößen helfen, flexiblere Strafen oder bessere Möglichkeiten, Einfluss auf Testprogramme der verschiedenen Sportarten und Länder zu nehmen. „Wir müssen nun die Worte und Absichten in die Praxis umsetzen“, forderte Fahey am Ende des Anti-Doping-Weltgipfels mit rund 1000 Teilnehmern.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: