Sportpolitik:Keine Verlierer im Freiburger Doping-Streit

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Stuttgart (dpa) - Den letzten Akt der Streitschlichtung zur Freiburger Doping-Kommission hat sich die wohl größte Gewinnerin geschenkt.

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Stuttgart (dpa) - Den letzten Akt der Streitschlichtung zur Freiburger Doping-Kommission hat sich die wohl größte Gewinnerin geschenkt.

Letizia Paoli war wieder in Belgien, als Uni-Rektor Hans-Jochen Schiewer und Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) am Mittwoch zum zweiten Mal die Ergebnisse der vierstündigen Sitzung vom Vorabend präsentierten.

Paoli äußerte sich nämlich zweieinhalb Stunden nach dem Auftritt in einer eigenen Pressemitteilung. Obwohl Schiewer zuvor noch betonte hatte, zu den vereinbarten Regeln gehöre, „dass über die Arbeit der Kommission keine öffentliche Debatte stattfindet“.

Die Spitze einer eigenen Wortmeldung hätte sich die Vorsitzende der sogenannten Evaluierungskommission Freiburger Sportmedizin wohl sparen können.

Schließlich waren die allermeisten Forderungen der Italienerin nach harten und intensiven Debatten erfüllt: Kein verbindlicher Termin für den Abschlussbericht, geplante Abgabe dennoch 2015. Rasche Nachbesetzung der drei offenen Kommissionsstellen durch Perikles Simon (Mainz), Fritz Sörgel (Nürnberg) und Hans Hoppeler (Bern). Die Zusage von Rektor Schiewer, Anfragen binnen zehn Arbeitstagen zumindest vorläufig zu beantworten. Sicherung aller Akten über die Existenz der Kommission hinaus. Und zum Abschluss ein Symposium.

„Wir sind sehr erfreut über die Ergebnisse des Gespräches“, sagte Paoli, Wissenschaftlerin von der belgischen Universität Leuven, am späten Dienstagabend auf der ersten, improvisierten Pressekonferenz unmittelbar nach dem Treffen.

Lächeln konnten da allerdings auch Vermittlerin Bauer und Schiewer. Denn einen Verlierer gab es nach monatelangem Zoff um Abgabetermine, nicht beantwortete Fragen und verletzte Eitelkeiten offensichtlich nicht - im Gegenteil: Mehr als sieben Jahre nach Beginn der Ermittlungen zur Doping-Vergangenheit der Albert-Ludwigs-Universität ist ein Abschlussbericht so wahrscheinlich wie noch nie.

„Das Gute war zu sehen, dass die Kommission wirklich auf der Zielgeraden ist. Nicht am Anfang, sondern kurz vor dem Ziel“, betonte Bauer.

Im April, Juni und September sollen die letzten Kommissionssitzungen stattfinden.

Damit verbunden ist die Hoffnung auf eine Antwort zur Frage: Wie verbreitet war die Hilfe zum Doping an der Hochschule, von der Ärzte über den Skandal des ehemaligen Vorzeigeradrennstalls Telekom stürzten?

Weit, glaubt man Kommissionsmitglied Gerhard Treutlein. „Es waren keine Einzelfälle. Da war eine Unterstützung, sowohl in Freiburg, wie im Land, wie auch im Bund. Wir hoffen, dass wir diese Unterstützung, diese Netzwerke auch entsprechend aufzeigen können“, sagte er. Man könne am Beispiel von Freiburg deutlich machen, wie Doping als System in Westdeutschland gelaufen sei. „Da hat keiner das Wort Doping verwendet, aber unterschwellig ist das schon so angekommen: Ihr müsst schon alles tun, was geht, denn wir brauchen Medaillen.“

Bereits die im August 2013 veröffentlichte Doping-Studie der Berliner Humboldt Universität hat das Bild einer staatlich geduldeten und von Steuergeldern finanzierten Doping-Forschung seit 1970 bestätigt.

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