Sportpolitik:Keine ungetrübte DOSB-Geburtstagsfeier

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Frankfurt/Main (dpa) - Die Feierlaune beim zehnten Geburtstag des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) war nicht ungetrübt.

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Frankfurt/Main (dpa) - Die Feierlaune beim zehnten Geburtstag des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) war nicht ungetrübt.

Vorwürfe gegen den Vorstandsvorsitzenden Michael Vesper, der bei den Olympischen Spielen in Rio als Chef de Mission das deutsche Team anführen wird, sorgten für schlechte Stimmung. Außerdem warfen die neuerlichen Doping-Vorwürfe gegen Russland einen dunklen Schatten über den Festakt am Freitag in der Frankfurter Paulskirche.

„Doping, Manipulation und Korruption machen Siege zur Farce“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel, „und zerstören die Glaubwürdigkeit des Sports.“ Auch mit Blick auf die großen Sport-Skandale der jüngsten Zeit appellierte sie: „Wir brauchen junge Menschen, die Ja sagen zum Spitzensport.“ Dem DOSB gratulierte sie zu „zehn Jahren reich an großen Erfolgen“, denen möglichst viele bei der Fußball-EM und den Rio-Spielen folgen sollen. „Bei aller gebotenen diplomatischen Zurückhaltung: Ich drücke allen deutschen Teilnehmern die Daumen.“

Unmittelbar vor dem Festakt musste DOSB-Präsident Alfons Hörmann jedoch unangenehme Fragen nach angeblichen Verstößen gegen Good-Governance-Regeln seines Vorstandschefs Vesper beantworten - und zurückweisen. „Klar und unmissverständlich: Im Fall Michael Vesper gibt es keinerlei Verstöße gegen das bestehende Regelwerk oder sonstige Problemstellungen“, erklärte er. „Das Präsidium steht einstimmig, uneingeschränkt und ohne Abstriche hinter ihm und wird mit ihm die Zusammenarbeit bis Ende 2017 fortsetzen.“

Hörmann reagierte auf einen Bericht der „Süddeutschen Zeitung“. Danach hatte der Good-Governance-Beauftragte des DOSB, Jürgen Thumann, nach Hinweisen die Vorwürfe untersucht. Laut einem von ihm verfassten internen Schreiben von Ende April soll er zur Einschätzung gekommen sein, dass Vespers Verhalten in den ihm zur Kenntnis gegebenen Fällen „keinen Verstoß gegen Gesetze oder den Ethik-Kodex des DOSB“ darstelle. Allerdings werde sein Verhalten, so wie es von den Hinweisgeberinnen geschildert worden sei, dem Amt des Vorstandsvorsitzenden teilweise nicht gerecht. Das DOSB-Präsidium sollte ihn an seine Vorbildfunktion erinnern.

Ganz andere Probleme hat Thomas Bach, Gründungspräsident des DOSB bis zu seinem Wechsel ins Spitzenamt des Internationalen Olympischen Komitees. Auch als Ehrengast in der Paulskirche nutzte er die Chance, die rigide Haltung des IOC im Fall Sotschi zu demonstrieren. Dabei schloss er einen kompletten Ausschluss Russlands von den Spielen nicht aus, wenn sich die Anschuldigungen wegen Doping-Vertuschung durch den Gastgeber der Winterspiele 2014 bewahrheiten sollten.

„Die Null-Toleranz-Politik des IOC wird auch angewendet, wenn die Doping-Vorwürfe gegen das Kontrolllabor in Sotschi bestätigt werden“, sagte Bach: „Das IOC wird dann zwischen der kollektiven Verantwortung und dem individuellen Fehlverhalten abwägen müssen.“ Die Welt-Anti-Doping-Agentur ist mit den Ermittlungen beauftragt.

Bach wollte aber nicht nur für die harte Haltung des IOC werben, sondern ebenso den DOSB loben. „Der DOSB hat keinen Grund, sein Licht unter dem Scheffel zu stellen und genießt auch im Ausland viel Respekt“, sagte der Tauberbischofsheimer, der den Dachverband sieben Jahre lang geführt hatte. „Der DOSB ist für mich ein Stück Heimat geblieben.“

Eine Bilanz mit kritischen Untertönen zog Hörmann. „Die Fusion aus Deutschem Sportbund und Nationalem Olympischen Komitee war zeitgemäß, notwendig und richtig - auch wenn zweifellos nicht alles gelungen ist“, resümierte der DOSB-Chef. Dazu gehörten die Olympia-Bewerbungen mit München und zuletzt Hamburg. „Die Niederlagen schmerzen heute noch. Aber auch diese harten Niederschläge haben wir mit Teamgeist und guten Mutes überwunden.“

Trotz der seit Jahren rückläufigen Medaillenzahlen bei Olympischen Spielen ist er optimistisch, dass sich das rund 450 Athleten große deutsche Team in Rio gut schlagen wird. „Wir sind voller Vorfreude. Die Athleten werden hervorragende Botschafter Deutschlands sein.“

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