Sportpolitik:Hörmann warnt vor Abwärtsspirale im deutschen Sport

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Leipzig (dpa) - Von Schönreden wollte DOSB-Präsident Alfons Hörmann nichts wissen: Bei seiner schonungslosen Analyse vor der Bundestrainer-Konferenz zog der Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in Leipzig ein ernüchterndes Fazit der gegenwärtigen Situation.

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Leipzig (dpa) - Von Schönreden wollte DOSB-Präsident Alfons Hörmann nichts wissen: Bei seiner schonungslosen Analyse vor der Bundestrainer-Konferenz zog der Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in Leipzig ein ernüchterndes Fazit der gegenwärtigen Situation.

Der deutsche Sport krankt, nur durch ein radikales Umdenken kann ihm mittel- und langfristig geholfen werden. „Ich bin ein optimistischer Mensch, aber auch Realist. Ich traue es uns nicht zu, 2018 besser zu sein als 2014“, erklärte Hörmann nach einer ersten Auswertung der mäßigen Sotschi-Ergebnisse.

Grund seien verstaubte Strukturen in einigen Verbänden. „Der Zeitraum bis Pyeongchang ist zu kurz, um Defizite zu korrigieren“, bemerkte Hörmann, der von acht bis zwölf Jahren ausgeht, um die Schwachstellen zu beheben. „Es kann aber noch schlimmer werden. Ohne Veränderungen ist die Abwärtsspirale nicht aufzuhalten.“ Und auch über die notwendigen Korrekturen hat der deutsche Sportchef eine klare Meinung: „Der Hochleistungssport muss zu 90 Prozent professionell strukturiert sein.“

Hörmann forderte mehr Eigeninitiative. Der Sport werde derzeit nicht gestaltet, sondern verwaltet. „Wir haben im deutschen Sport ein Umsetzungsproblem. Wir brauchen keine Papiere produzieren, sondern die, die es gibt, müssen wir umsetzen“, sagte der DOSB-Präsident. Er sieht eine Chance in einer neuerlichen deutschen Olympia-Bewerbung - auch, um zusätzliche Gelder für den Sport zu generieren.

Unterstützung erhält Hörmann von den Bundestrainern und Sportdirektoren, die gemeinsam mit der Sportwissenschaft in Leipzig in vier Arbeitsgruppen den Ist-Zustand untersuchten und Wege in die Zukunft aufzeigten. Immer wieder ging es dabei um Trainingsqualität und -intensität, um Wissens- und Talenttransfer. Aber auch um Individualisierung des Trainings und die Anpassung an die Weltspitze.

Das betrifft auch die Frage der Trainer. Dirk Schimmelpfennig, Sportdirektor des Tischtennis-Verbandes, betonte in Richtung Politik: „Wenn wir eine Perspektive im deutschen Sport haben wollen, brauchen wir Trainer mit Perspektive und diese brauchen Perspektiven für eine duale Karriere.“ Das sei auch Anliegen des für den Sport zuständigen Bundesinnenministeriums (BMI), sagte Gerhard Böhm. Der Abteilungsleiter Sport im BMI mahnte aber einen effektiveren Umgang mit den Finanzen an: „Mehr Geld führt nur zur Erhöhung der Trainerzahl, nicht zu einer besseren Bezahlung der vorhandenen Trainer.“

Um den Trainern und ihren Problemen im DOSB ein Forum zu geben, kündigte Hörmann die Gründung einer Trainerkommission an, die noch in diesem Jahr die Arbeit aufnehmen soll.

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