Sportpolitik:Hörmann neuer DOSB-Präsident - Bach-Abschied mit Tränen

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Wiesbaden (dpa) - Alfons Hörmann ist mit großem Vertrauensvorschuss zum neuen Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) gewählt worden.

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Wiesbaden (dpa) - Alfons Hörmann ist mit großem Vertrauensvorschuss zum neuen Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) gewählt worden.

Auf der Mitgliederversammlung des DOSB in Wiesbaden erhielt der 53-jährige Unternehmer aus Sulzberg im Allgäu 434 von 459 abgegebenen Stimmen (94,6 Prozent) und trat die Nachfolge von Thomas Bach an. „Mit dem Vertrauensbeweis fühle ich mich gestärkt, den Marathon anzugehen“, sagte Hörmann erleichtert.

Vorgänger Bach hatte nach der öffentlich gewordenen möglichen Verwicklung Hörmanns in einem vom Bundeskartellamt beklagten Wettbewerbsverstoß um eine große Zustimmung für seinen Nachfolger geworben. „Statten Sie ihren Präsidenten mit einem starken Mandat aus, damit er den DOSB stark vertreten kann“, rief Bach den 464 Delegierten in den Rhein-Main-Hallen zu.

Hörmann, der seit 2005 an der Spitze des Deutschen Skiverbandes (DSV) steht, wurde nach dem vorzeitigen Ausscheiden von Bach im Anschluss an dessen Wahl zum Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) zunächst für ein Jahr in das höchste deutsche Sportamt gewählt.

Bei seiner Vorstellungsrede ging Hörmann auch auf das kartellrechtliche Verfahren ein und wünschte sich in eigener Sache Fair Play. „Wir fordern im Sport faire Schiedsrichterentscheidungen. Ich bitte auch darum bei diesem beruflichen Thema“, sagte er. Außerdem seien die Auswirkungen des Verfahrens auf die Übernahme eines hohen Sportamtes nach 2008 erneut überprüft worden. „Es wurde für beide Organisationen herausgearbeitet, dass es keine Auswirkungen auf die Arbeit in den Spitzenorganisation zu erwarten sind“, erklärte Hörmann.

Das Kartellamt hatte einem „Spiegel“-Bericht zufolge 2008 mehreren Firmen aus der Tondachziegelbranche, darunter auch der Creaton AG mit dem damaligen Vorstandsvorsitzenden Hörmann, „wettbewerbsbeschränkende Absprachen“ vorgeworfen und die Unternehmen auf insgesamt 188 Millionen Euro verklagt. Hörmann hat die Vorwürfe zurückgewiesen.

Respekt zeigte er vor seiner neuen Aufgabe als höchster Repräsentant des deutschen Sports. „Wenn ich vor ihnen stehe, den Delegierten, spüre ich den großen Erwartungsdruck“, bekannte Hörmann. „Ich gehe mit einem guten Gefühl an den Start.“ Ihm sei aber auch klar, „dass die vor uns liegenden Aufgaben nicht dem Format eines 100-Meter-Laufs entsprechen, sondern mehr dem Bild eines Marathons“. Außerdem gab er zu, nicht für alle Probleme Lösungen zu haben. „Es gibt viele Fragen. Ich gestehe dazu meine Unsicherheiten ein.“

Auf sicherem Terrain bewegte sich dagegen Bach: Einstimmig wurde er zum Ehrenpräsidenten gewählt. „Es ist wieder ein emotionaler Moment für mich, nur mit dem Unterschied: Es gab keinen Gegenkandidaten“, sagte Bach mit Tränen in den Augen. Er hatte insbesondere die Fusion des Deutschen Sportbundes (DSB) und des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) vorangetrieben.

Bach hatte den DOSB nach dessen Gründung sieben Jahre geführt. Nach dem Rückzug des Mannschafts-Olympiasiegers im Fechten von 1976 von der DOSB-Spitze hatte Hans-Peter Krämer als Interimspräsident die Amtsgeschäfte geführt. „Ich habe es gern gemacht, aber auch bewegte Tage gehabt, an denen ich nicht nur die Sonnenseite des Sports erlebt habe“, sagte Krämer. Dazu gehörte vor allem die an dem Nein der Bürger gescheiterte Olympia-Bewerbung Münchens für die Winterspiele 2022. Dennoch plädierte er dafür, zur gegebenen Zeit einen neuen Versuch zu wagen: „Olympische Spiele in Zukunft in Deutschland - ein eindeutiges Ja!“

Auch Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich betonte, dass eine Olympia-Kandidatur weiter das Ziel bleibt, übte aber auch Kritik am Gigantismus des Großereignisses. „Es kann nicht darum gehen, immer die modernsten Spiele machen zu wollen“, sagte der CSU-Politiker, „sondern auch darum, wie können wir sicherstellen, dass in allen Ländern Olympische Spiele stattfinden können und nicht nur in 20 oder 30 Ländern der Welt.“

Zugleich mahnte er den DOSB, bei den finanziellen Forderungen an den Bund, Augenmaß zu bewahren: „Es kann nicht sein, dass aus höher, schneller, weiter dann höher, schneller, weiter, teurer wird.“ Bei einer Bedarfsabfrage des DOSB bei den 34 olympischen Fachverbänden war das Begehr nach um 38 Millionen Euro höheren Fördergeldern ermittelt worden.

Auf einen Kompromisspapier einigte sich die DOSB-Versammlung bei einer Anti-Doping-Resolution. Darin spricht sich der organisierte Sport „für weitergehende strafrechtliche Regelungen“ und die Einführung eines Straftatbestande „Doping-Betrug“ sowie die Bündelung bestehender Regelungen zu einem „Anti-Doping-Gesetz“ aus.

Nicht aufgenommen wurde die Ausdehnung der Besitzstrafbarkeit auf geringe Mengen an verbotener Mittel, mit denen Doper einfacher belangt werden könnten. „Das ist ein Schritt nach vorn“, begrüßte DOSB-Generaldirektor Michael Vesper die Resolution. Leichtathletik-Chef Clemens Prokop, Befürworter der Besitzstrafbarkeit, verweigerte seine Zustimmung: „Wir wollen da keinen Kompromiss eingehen.“

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