Sportpolitik:Hörmann: «Ein Einfach-Weiter-So - mit mir nicht»

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Berlin (dpa) - DOSB-Präsident Alfons Hörmann will nach seiner erwarteten Wiederwahl auf der Mitgliederversammlung am Samstag in Dresden den deutschen Spitzensport reformieren und fit für die Zukunft machen.

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Berlin (dpa) - DOSB-Präsident Alfons Hörmann will nach seiner erwarteten Wiederwahl auf der Mitgliederversammlung am Samstag in Dresden den deutschen Spitzensport reformieren und fit für die Zukunft machen.

„In manchen Sportverbänden haben wir nicht die Aufstellung, die wir bräuchten, um gegen die internationalen Wettbewerber mitzuhalten“, stellte er in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa fest. „Es sind zum Teil finanzielle, strukturelle oder auch personelle Probleme, die da reinspielen.“

Der Förderzuschlag des Bundes von 15 Millionen Euro für 2015 helfe, löse aber auf Dauer nicht alle Probleme des Sports. „Wer meint, dass damit eine Lehnstuhlhaltung und ein Einfach-Weiter-So entsteht, dem kann ich sagen: mit mir nicht“, erklärte Hörmann. Die Aufstockung der Förderung sei ein deutlicher Vertrauensvorschuss der Politik, „aber wir im Sport müssen nun auch unsere Hausaufgaben machen“.

Bei seinem Reformvorhaben will er vieles auf den Prüfstand stellen: die Strukturen im deutschen Sport, den Einfluss der Fachverbände, das Miteinander mit dem DOSB oder die Funktionsfähigkeit der Olympia- und Bundesstützpunkte. „Die große Frage ist, ob das alles so organisiert ist, dass unter dem Strich die höchste Erfolgswahrscheinlichkeit herauskommt“, sagte Hörmann. „Da sehe ich nennenswerten Handlungsbedarf.“

Viele Strukturen stammten aus der Zeit von 1972, also der Zeit der Olympischen Spiele in München. „In welchen anderen Lebensbereichen hält eine Organisationsstruktur 40 Jahre? Da müssen wir eine saubere Bestandsaufnahme machen und dann gekonnt handeln“, kündigte der 54-jährige Unternehmer an.

Helfen, den Spitzensport wieder auf Vordermann zu bringen, soll Judo-Olympiasieger Ole Bischof. Hörmann hat ihn für das Amt des Vizepräsidenten Leistungssport im DOSB ausgewählt. Und er traut ihm zu, dabei entscheidend mitzuwirken: „Wenn das nicht der Fall wäre, hätte ich ihm diese Aufgabe nicht empfohlen und würde ihn den Mitgliedsorganisationen nicht aus Überzeugung vorschlagen.“ Bischof stehe aber vor einem Mammutprogramm, das viel Zeit und Engagement erfordere. „Deshalb haben wir auch jemanden gesucht, der im Idealfall länger als vier Jahre Verantwortung in dieser herausgehobenen Position übernehmen kann und will.“

Nach den für den deutschen Sport nicht so erfolgreichen Olympischen Winterspielen in Sotschi hält sich Hörmanns Optimismus für die Sommerspiele 2016 in Grenzen. „Ich bin sehr realistisch, was die Erwartungen für Rio anbelangt“, sagte Hörmann. „Ich denke, wir haben zu konstatieren und müssen erkennen, dass wir im internationalen Wettstreit in den letzten Jahren tendenziell in schwierigem Gelände unterwegs sind. Das kann man für zahlreiche Disziplinen schlichtweg nicht wegdiskutieren.“ Man müsse den Mut haben, dies offen und klar auszusprechen. „Wenn wir nichts verändern und nach dem Motto 'weiter so' agieren, wird der Trend keineswegs in die richtige Richtung gehen“, warnte er. „Dann werden wir im Weltmaßstab an Leistungsfähigkeit verlieren.“

Ein Baustein seines Reformprogramms ist auch eine Strukturreform des DOSB, die in Dresden verabschiedet werden soll. Im Zentrum steht die Stärkung der Hauptamtlichen um Generaldirektor Michael Vesper, die als Vorstand das Tagesgeschäft erledigen sollen. „Aber auch bisher haben wir das Prinzip, dass die Hauptamtlichen das Tagesgeschäft machen, schon gehabt. Es ändert sich gar nicht so viel“, versicherte Hörmann. „Das Präsidium wird eher die Rolle eines klassischen Aufsichtsrats übernehmen, auch wenn das viele nicht so gerne hören.“

Anders als in einem börsennotierten Unternehmen und um der Kritik an der neuen DOSB-Struktur aus den Landes- und Spitzenverbänden zu begegnen, wird das Präsidium um Hörmann weiter eine aktive Rolle spielen. „Viele wollen, dass der Präsident die Stimme, das Sprachrohr und die prägende Gestalt bleibt“, sagte Hörmann. Deshalb werde das Präsidium neben der Strategieentwicklung und dem Controlling „stärker als im Unternehmen repräsentative Aufgaben übernehmen“.

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