Spitzenkandidatur der Grünen bei Bundestagswahl:Kein Solo für Trittin

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Grünen-Chefin Roth will Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl werden. Fraktionschef Trittin soll nicht durch "Hinterzimmerklüngeln" zum alleinigen Kandidaten gemacht werden. Sie schlägt vor, die Basis solle bei einer Urwahl entscheiden.

Grünen-Chefin Claudia Roth hat sich gegen einen Mann als einzigen Spitzenkandidaten ihrer Partei bei der Bundestagswahl 2013 ausgesprochen und will stattdessen nun selber kandidieren. "Ja, ich stelle mich zur Wahl, wenn es um die Besetzung eines Spitzenteams geht", sagte Roth der Berliner t ageszeitung.

Damit meldete Roth als erste führende Grüne ihren Führungsanspruch an. Sie warb dafür, eine Urwahl abzuhalten. "Die Personalfrage sollte - ebenso wie die inhaltliche Debatte - nicht in Hinterzimmerklüngeln entschieden werden", sagte Roth.

Der Grünen-Parteitag im November in Kiel hatte beschlossen: "Über Spitzenkandidaturen der Bundespartei aus Anlass allgemeiner Wahlen kann die Urwahl durchgeführt werden." Damals galt die Variante aber als unwahrscheinlich. Nun sagte Roth: "Die Basis ist der Souverän der Grünen, sie wird eine kluge Entscheidung treffen."

Vergleichbare Urwahlen haben Seltenheitswert. 1993 setzte sich bei einer SPD-Mitgliederbefragung der damalige rheinland-pfälzische Ministerpräsident Rudolf Scharping gegen den niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder und Präsidiumsmitglied Heidemarie Wieczorek-Zeul als SPD-Chef durch.

Eine alleinige Spitzenkandidatur Jürgen Trittins lehnt Roth ab. "Mit mir als Bundesvorsitzender gibt's das nicht", sagte sie am Donnerstag in Berlin. Das Frauenstatut bei den Grünen gelte, wonach alle Gremien eine Quote hätten, sagte Roth. "Deswegen sind bestimmte Spekulationen eher abwegig."

Sie könne sich nicht vorstellen, wie ein alleiniger Spitzenkandidat durchgesetzt werden solle, sagte die Vertreterin der Parteilinken. In einer richtungsweisenden internen Klausur der Partei-Realos waren am Samstag Stimmen für den Fraktionschef Trittin als alleinigen Spitzenkandidaten laut geworden. Das hatte für Aufmerksamkeit gesorgt, denn Trittin ist Parteilinker.

Der Grünen-Politiker Alexander Bonde, Verbraucherschutzminister in Baden-Württemberg, mahnte: "Die Grünen-Spitze muss sich jetzt endlich auf die inhaltlichen Konzepte für die Politik ab 2013 konzentrieren und das inhaltliche Profil der Grünen schärfen".

© SZ vom 09.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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