Spendenaktion für Ai Weiwei:Papierflieger aus Geldscheinen

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1,7 Millionen Euro Steuern muss der chinesische Dissident und Künstler Ai Weiwei innerhalb von zehn Tagen nachzahlen, sonst droht ihm wieder Gefängnis. Seine Anhänger glauben an die Unschuld des Regierungskritikers und schicken ihm Spenden, bisher 400.000 Euro. Ai selbst zeigt sich überwältigt, spricht von einer "Abstimmung durch Geld" - doch die Regierung warnt die Spender.

Der chinesische Künstler und Dissident Ai Weiwei hat nach eigenen Angaben von mehr als 16.000 Sympathisanten Spenden zur Bezahlung einer hohen Steuernachforderung erhalten. Bisher seien 3,5 Millionen Yuan (400.000 Euro) eingegangen, sagte Ai in Peking. Dem Künstler droht eine mehrjährige Haftstrafe, sollte er die Forderungen der Behörden nicht erfüllen.

400.000 Euro sind bereits auf dem Konto von Ai Weiwei eingegangen - gespendet wurde es größtenteils von Jugendlichen und Studenten. Der Künstler betrachtet das Geld als Darlehen und will die volle Summe zurückzahlen. (Foto: AP)

Die Spenden würden zeigen "dass eine Gruppe von Leuten ihre Meinung ausdrücken will, indem sie mit Geld abstimmt", sagte Ai. "Es zeigt, das im Zeitalter des Internets die Gesellschaft ihr eigenes Urteilsvermögen und ihre eigenen Werte hat."

Die chinesischen Behörden verlangen von Ai Weiwei nach dessen Angaben eine Steuernachzahlung in Höhe von 15 Millionen Yuan (1,7 Millionen Euro). Das Finanzamt in Peking habe ihm am vergangenen Dienstag einen entsprechenden Bescheid zugestellt. Ihm seien zehn Tage Zeit gegeben worden zu zahlen, sonst drohe ihm ein weiterer Gefängnisaufenthalt. Ai war in diesem Jahr bereits 81 Tage ohne Beschuldigung inhaftiert.

Das Geld, das ihm vor allem Studenten und Jugendliche schicken, betrachtet Ai als Darlehen, das er zurückzahlen will. Ein freiwilliger Helfer in seinem Studio, Liu Yanping, sagte, die Anhänger hätten das Geld größtenteils auf ein Konto überwiesen oder in Umschlägen über das Tor von Ais Anwesen geworfen - einige in Form von Papierflugzeugen.

In einem Kommentar verbreitete die amtliche Zeitung Global Times unterdessen die der Einschätzung, die Spenden könnten als "illegale Mittelbeschaffung" betrachtet werden. Es wurde aber auch betont, dass nur ein kleiner Teil der Gesamtbevölkerung Ai unterstütze.

"Die politische Einstellung Ais und seiner Unterstützer kann nicht für die politische Mitte stehen, die gegen radikale und konfrontierende politische Haltungen ist", hieß es in dem Blatt.

Ai hatte seine Kunst in den vergangenen Jahren unter anderem in London, New York und Berlin ausgestellt und große Einnahmen mit dem Verkauf von Werken erzielt. Er ist einer der bekanntesten Kritiker der Regierung in Peking. Im offenen Clinch mit der Staatsmacht liegt Ai, seit er nach dem Erdbeben 2008 in der Provinz Sichuan eine unabhängige Untersuchung des Einsturzes zahlreicher Schulen gefordert hatte.

© sueddeutsche.de/dapd/afp/feko - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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