Von ihrem Fenster aus sieht sie das Meer, aber das Meer ist so weit weg wie der Mond. Jeden Tag hat Roser Parera mit dem Meer gelebt, sie ist dorthin gegangen, frühmorgens und abends, vor allem im Frühling, wenn die Touristen noch nicht in Scharen kamen, von denen sie gelebt hat als Reiseführerin. Fast zwanzig Jahre lang wohnt sie schon hier, sie hat die Wohnung in dem Fünfzigerjahre-Block aus der Franco-Zeit gekauft, als Immobilien im alten Industrieviertel von Barcelona noch spottbillig waren, weil hier keiner wohnen wollte. Später wurden die alten Textilfabriken wegplaniert und Hotels gebaut. Aber das ist auch schon wieder Geschichte, denn die Hotels sind heute improvisierte Kliniken, in die Menschen einquartiert werden, die unter Quarantäne stehen.
Spanien:Fürchterliche Stille
950 Tote an einem Tag: Alles, was das Leben der Spanier ausmacht, wendet sich jetzt gegen sie. Ihr Bedürfnis nach Nähe, ihre Körperlichkeit, ihre familiären Bande. Das Land verändert sich drastisch, nachhaltig - und verzweifelt zusehends daran.
Von Javier Cáceres, Sebastian Schoepp und Thomas Urban
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