Smartphones:Heute ein König

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Der technische Fortschritt bei neuen Funktelefonen hält sich in Grenzen. Doch längst sind sie mehr als bloß Gebrauchsgeräte - und bescheren Apple wieder einmal Rekordumsätze. Aber wie lange noch?

Von Helmut Martin-Jung

Was schenkt man dem, der schon alles hat, sogar ein Smartphone? Ganz einfach: noch ein Smartphone. Zwar ahnen die meisten Verbraucher, dass sich auf diesem Gebiet schon seit Jahren nicht mehr halb so viel bewegt, wie die Hersteller der Kundschaft gerne einreden möchten. Auch die - möglicherweise ökologisch bewegte - Vernunft rät: Behalte das alte!

Aber wenn dann der hübsche Karton unterm Baum liegt, sind doch die wenigsten enttäuscht. Es ist wie mit einem Schmuckstück: Niemand braucht es wirklich, und doch ist es vielen sehr viel wert. Der Konzern, der sich mit seinem ganzen Auftreten als der Edelstein unter den Funktelefon-Produzenten geriert, Apple, hat schon immer am meisten davon profitiert, dass Smartphones mehr sind als bloße Gebrauchsgegenstände. Ihr Einfluss auf das Leben der Menschen ist immens, sie sind Symbole technischen Fortschritts, Accessoires wechselnder Moden, oft auch Prestigeobjekte und Renommierprodukte.

Apples iPhones gehören nicht nur zu den teuersten Geräten auf dem Markt, sie verlieren auch am wenigsten von allen an Wert. Die Läden des Konzerns, stets in Bestlage, erinnern eher an Juweliergeschäfte denn an Verkaufsstätten für schnöde Technik. Im zurückliegenden Weihnachtsgeschäft, in dem Apple allen Erwartungen zum Trotz einen neuen Absatzrekord für das iPhone markierte, bekamen die Kalifornier allerdings auch unfreiwillig Unterstützung aus Südkorea. Der Konkurrent Samsung musste sein Smartphone Galaxy Note 7 just vor dem Weihnachtsgeschäft wegen brennender Akkus komplett vom Markt nehmen - ein einmaliger Vorgang in diesem Industriezweig.

Apple ist so sehr von einem Produkt abhängig wie noch nie

Branchenexperten hatten eigentlich damit gerechnet, dass Apple weniger iPhones verkaufen würde, weil sich die im Herbst vorgestellte Modellreihe 7 äußerlich so gut wie gar nicht von der schon 2014 präsentierten Baureihe 6 unterscheidet. Ein etwas besseres Chinageschäft, Samsungs Fauxpas und die wie stets intensiv geschürte Begehrlichkeit nach dem allerneuesten Modell reichten aber ein weiteres Mal aus für einen Rekord.

Dennoch sollen zwei Dinge den Apple-Oberen wie auch den Anlegern Sorge bereiten. Das Unternehmen ist, erstens, so sehr von einem einzigen Produkt abhängig wie noch nie. 69 Prozent der Umsätze kommen vom iPhone. Zweitens: Es ist dem Konzern trotz seiner enormen Strahl- und Finanzkraft bisher nicht gelungen, ein oder mehrere Produkte mit einem ähnlichen Potenzial wie dem des iPhones zur Marktreife zu bringen. Die iPad-Verkäufe sinken stetig, Apple Watch, Apple TV oder gar Zubehör wie die kuriosen Earpods sind, verglichen mit dem iPhone, Nischenprodukte.

Bei Zukunftsthemen wie künstlicher Intelligenz oder selbstfahrenden Autos sind unterdessen andere in Führung gegangen, Amazon, Google, sogar Microsoft. Apple ist die wertvollste Firma der Welt. Noch. Aber wenn das Unternehmen weiter nicht mehr ist als der iPhone-Konzern, wird ihm das irgendwann zum Verhängnis.

© SZ vom 02.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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