Simbabwe:Mnangagwa passt nicht in den Schafspelz

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Emmerson Mnangagwa hat die Politik von Robert Mugabe 30 Jahre lang unterstützt. Am Mittwoch hat er gezeigt, dass er immer noch derselbe ist. (Foto: Getty Images)

Jahrzehntelang hat der neue Präsident Simbabwes seinem mörderischen Vorgänger Mugabe gedient. Nun gibt er sich als Reformer. Doch bei den Wahlen zeigte sich: Er ist ganz der Alte.

Von Bernd Dörries, Harare

Es gibt das Bild vom Wolf im Schafspelz, das gern herangezogen wird, wenn einer der Bösen so tut, als sei er ein Guter. In Simbabwe hat Präsident Emmerson Mnangagwa in den vergangnen Monaten versucht, sich den Schafspelz über zu ziehen. Er hat so getan, als habe er nicht 37 Jahre lang die Drecksarbeit für den Diktator Robert Mugabe gemacht, als habe er mit all den Massakern und Wahlfälschungen nichts zu tun. Mnangagwa kam durch einen Putsch gegen Mugabe an die Macht, den er in das Projekt "Neues Simbabwe" umdeklarierte. Die angeblich gewonnenen Wahlen vom vergangenen Montag sollten seine illegale Machtergreifung bestätigen - ein Schafspelz aus 100 Prozent Wolle.

"Das Krokodil" wurde Mnangagwa wegen seiner Grausamkeiten in Simbabwe genannt. Spätestens seit Mittwoch weiß man: Ein Krokodil passt in keinen Schafspelz, da kann es sich noch so verrenken.

Mnangagwa ließ seine Soldaten Demonstranten von hinten erschießen, die sich bei den Wahlen betrogen fühlten und zwar mit Steinen warfen, aber keine ernste Gefahr für den Staat darstellten. Mnangagwa ließ die Soldaten Frauen verprügeln und Unschuldige auf den Straßen demütigen. Es waren dieselben Menschen in denselben Straßen, die im November den Soldaten zugejubelt hatten, als sie Mugabe aus dem Amt jagten.

Die internationale Gemeinschaft hat Mnangagwa hofiert

Dieser Militärstreich wurde schnell zu einer Art Volksbefreiungsbewegung umgedeutet. Auch die internationale Gemeinschaft nahm das Wort "Putsch" nicht in den Mund. Sie hofierte Mnangagwa, der ja Stabilität und eine wirtschaftsfreundliche Politik versprach. Was kümmern einen da seine Vergangenheit, die Morde, die Witwen und das Grauen. Der Regionaldirektor des Auswärtigen Amtes reiste im April nach Simbabwe und verkündete: "Zimbabwe is open for business" - Zimbabwe sei jetzt offen, um Geschäfte zu machen. Er wiederholte damit einen Wahlkampfslogan Mnangagwas und verlieh diesem so Glaubwürdigkeit.

War das noch Diplomatie oder schon aktive Wahlhilfe? Natürlich steht man im Fall Simbabwe vor einem Dilemma. Vergisst man die Geschichte Mnangagwas - die er selbst gerne vergessen machen würde -, so klingt vieles, was er im Wahlkampf gesagt hat, gut. Er hat - das geben auch seine Kritiker zu - das Land zu einem offeneren gemacht, in dem jeder seine Meinung sagen kann. Er hat womöglich auch den besseren Plan zur Reform der Wirtschaft und des Landes als die Opposition. Er ist aber eben immer noch Mnangagwa, der Mann, der sein Leben lang Mugabe stützte und dabei immense Reichtümer anhäufte.

Und am Mittwoch hat er gezeigt, dass er immer noch derselbe ist: Als die Toten noch auf der Straße lagen, beschimpfte er sie als Banditen. Erst am nächsten Morgen erinnerte er sich an die Sache mit der Wolle und kondolierte den Familien. Man darf ihm nicht trauen und man kann den Wahlen nicht trauen, die er veranstalten ließ. Es gibt zu viele Ungereimtheiten. Die internationale Gemeinschaft sollte die Sanktionen gegen Simbabwe nur aufheben und neue IWF-Kredite vergeben, wenn Mnangagwa mit der Opposition eine Regierung der Nationalen Einheit bildet, wenn er alle am neuen Simbabwe beteiligt. Nur dann nimmt man ihm ab, dass er sich Richtung Schaf entwickelt.

© SZ vom 04.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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