Italien:Silvio Berlusconi leidet an Leukämie

Lesezeit: 2 min

Liegt derzeit im Krankenhaus: Italiens viermaliger Ministerpräsident Silvio Berlusconi. (Foto: Andrew Medichini/AP)

Der frühere Ministerpräsident liegt auf der Intensivstation einer Mailänder Klinik. Er hat zudem eine Lungenentzündung. Sein Zustand soll derzeit stabil sein.

Der frühere italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi liegt auf der Intensivstation eines Mailänder Krankenhauses. Der 86-Jährige leide bereits seit einiger Zeit an einer sogenannten chronischen myeloischen Leukämie, heißt es in einer von Ärzten unterzeichneten Mitteilung des San-Raffaele-Krankenhauses, in dem er seit Mittwoch behandelt wird. Außerdem leide Berlusconi an einer Lungenentzündung und werde nun weiter in der Klinik bleiben, um die Folgen dieser Lungenentzündung auf seinen ohnehin schon durch die Leukämie beeinträchtigten Gesamtzustand zu mildern.

Als Berlusconi in die Klinik eingeliefert wurde, war zunächst von Herz-Kreislauf- und Atemproblemen die Rede. Mehrere italienische Zeitungen hatten jedoch unter Berufung auf Insider bereits von einer Leukämie-Erkrankung berichtet.

Der Zustand des früheren italienischen Ministerpräsidenten ist laut Italiens Außenminister Antonio Tajani stabil. Er habe mit Berlusconis Arzt telefoniert, sagt Tajani am Donnerstagmorgen dem italienischen Fernsehen. Demnach habe Berlusconi eine "ruhige Nacht" verbracht.

Alle Nachrichten im Überblick
:SZ am Morgen & Abend Newsletter

Alles, was Sie heute wissen müssen: Die wichtigsten Nachrichten des Tages, zusammengefasst und eingeordnet von der SZ-Redaktion. Hier kostenlos anmelden.

Der Milliardär, Medienunternehmer und viermalige frühere Ministerpräsident musste in den vergangenen Jahren immer wieder krankheitsbedingt behandelt werden. Ende 2020 war er etwa an Corona und einer Lungenentzündung erkrankt, im vorigen Jahr musste er mit einer Harnwegsinfektion stationär behandelt werden. 2016 unterzog er sich einer Herz-Operation. Erst vergangenen Donnerstag war Berlusconi nach einem viertägigen Aufenthalt im San-Raffaele-Krankenhaus nach Hause entlassen worden. Nun musste er sich wieder in stationäre Behandlung begeben.

Politische Weggefährten sprachen Genesungswünsche aus. "Von Herzen gute Besserung. Auf geht's, Silvio!", schrieb die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni bei Twitter. Auch Vizepremier Matteo Salvini von der Lega-Partei meldete sich zu Wort: "Los Silvio, Italien wartet auf dich!".

Berlusconis Partei Forza Italia, deren Vorsitz er seit ihrer Gründung vor fast 30 Jahren innehat, ist an der italienischen Regierung unter Führung der postfaschistischen Fratelli d'Italia beteiligt. Berlusconi selbst ist kein Minister, sitzt aber als Abgeordneter im Senat, der zweiten italienischen Parlamentskammer.

Politische Karriere von Skandalen überschattet

Ministerpräsident wurde er erstmals 1994, musste das Amt jedoch ein Jahr später wieder abgeben. 2001, 2005 und 2008 gelang ihm jeweils die Rückkehr an die Macht. Seine politische Karriere ist überschattet von diversen Skandalen rund um illegale Parteienfinanzierung und Interessenkonflikte zwischen Berlusconis politischen Ämtern und seiner Rolle als Unternehmer. Außerdem stand er in Verdacht, die Prostitution minderjähriger Frauen ermöglicht zu haben. Von diesem Vorwurf wurde er jedoch 2015 freigesprochen.

Einige Male wurde Berlusconi zwar rechtskräftig verurteilt, häufig erreichte er jedoch Freisprüche aus Mangel an Beweisen oder entging einem Urteil, weil die Straftaten inzwischen verjährt waren. Zeitweilig war Berlusconi das Ausüben politischer Ämter verboten, dieses Verbot besteht jedoch seit 2019 nicht mehr.

© SZ/rtr/olkl/amh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusBerlusconi vor Gericht
:Das Ende von Bunga-Bunga

Nach zwölf Jahren und einem weiteren Freispruch kann Silvio Berlusconi die Affäre um Sex-Partys mit Minderjährigen juristisch abhaken. Was bleibt? Eine Wortschöpfung und jede Menge schlüpfrige Geschichten.

Von Marc Beise

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: