Shell-Jugendstudie 2019:Die meisten jungen Menschen haben vor Umweltverschmutzung Angst

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Der Demonstrationszug von Fridays for Future zieht am 11. Oktober durch die Berliner Innenstadt. (Foto: dpa)
  • 71 Prozent der Zwölf- bis 25-Jährigen haben Angst vor Umweltverschmutzung; 65 Prozent fürchten die Klimakrise, so das Ergebnis der Shell-Jugendstudie 2019.
  • Zudem zeigt sich ein wachsendes Interesse an Politik.
  • Die Jugend habe insgesamt ein starkes Demokratievertrauen und sei äußerst tolerant, so die Forscher.
  • Allerdings stimmen die jungen Menschen mehrheitlich einigen problematischen populistischen Aussagen zu.

Kein Thema macht einer Umfrage zufolge so vielen jungen Menschen in Deutschland Angst wie die Verschmutzung der Umwelt. 71 Prozent der 12- bis 25-Jährigen gaben in einer Befragung an, das Thema bereite ihnen Sorge. Zu diesem Ergebnis kommt die 18. Shell-Jugendstudie, die Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) gemeinsam mit dem Sozialwissenschaftler Mathias Albert an diesem Dienstag in Berlin vorstellte. Für die umfangreiche Untersuchung befragen die Forscher alle vier Jahre etwa 2500 junge Menschen zwischen zwölf und 25 Jahren zu ihrer Lebenssituation, ihrem Interesse an Politik und ihren Ängsten und Sorgen.

In der vergangenen Studie aus dem Jahr 2015 hatte noch die Angst vor Terroranschlägen vorn gelegen. Dieses Thema ängstigt nach der jüngsten Befragung heute noch zwei Drittel der jungen Menschen. Etwas weniger als zwei Drittel der Jugendlichen haben Angst vor der Klimakrise. Vor allem bei höher Gebildeten habe die Umweltangst zugenommen.

Auch bei der Frage nach Werten, die jungen Menschen wichtig sind, zeigt sich die Bedeutung von Umweltthemen: Die Autoren der Studie betonen, dass im Vergleich zum Jahr 2002 besonders der Wert umweltbewusstes Leben an Bedeutung gewonnen habe. Einen ähnlichen Bedeutungszuwachs hat demnach der Wert politisches Engagement erfahren.

"Eine Generation meldet sich zu Wort"

Die Studie war in diesem Jahr auch deshalb mit Spannung erwartet worden, weil die Jugend durch die Debatte um die Klimakrise und Fridays for Future stärker an Politik interessiert wirkt als die vergangenen Generationen. Tatsächlich bezeichnen 41 Prozent sich selbst als politisch interessiert. "Es gibt eine Politisierung", bekräftigt denn auch der Forscher Albert. Allerdings handle es sich vor allem um "eine weitere Politisierung der schon politisch Interessierten". Zudem zeige sich, "dass es zunehmend 'in' ist, sich für Politik zu interessieren und zu engagieren". Die Studie zeige, "dass junge Menschen sich einbringen wollen", so Ministerin Giffey.

Einer Reihe von populistischen Statements stimmten neun Prozent durchgängig zu, 24 Prozent stimmten teilweise zu und 39 Prozent lehnten die Aussagen überwiegend ab. Albert interpretiert das so: "Die Mehrheit der Jugendlichen ist nicht für populistische Aussagen in ihrer Breite empfänglich." Bei genauerem Ansehen der Ergebnisse fällt allerdings auf, dass es einzelne problematische Aussagen gibt, denen mehr als die Hälfte der Befragten zustimmt, etwa: "In Deutschland darf man nichts Schlechtes über Ausländer sagen, ohne gleich als Rassist beschimpft zu werden" oder "Die Regierung verschweigt der Bevölkerung die Wahrheit".

Trotzdem sieht Albert als "Markenzeichen" dieser Generation ein starkes Demokratievertrauen und große Toleranz. So gebe es mehr Angst vor Ausländerfeindlichkeit als vor Zuwanderung. Die Sorge einer Polarisierung der Gesellschaft sei größer als die Neigung zu Populismus. "Die Jugendlichen bleiben in der Mehrheit pragmatisch und tolerant", fasst Albert zusammen.

Während sich die Einstellungen zwischen Ost und West und zwischen den Geschlechtern weniger unterschieden, mache die soziale Herkunft einen großen Unterschied. Immer noch hänge von ihr zudem die Schullaufbahn ab.

"Eine Generation meldet sich zu Wort": So lautet der Titel der Studie. Was diese Generation gut könne, so Albert: "Sie artikuliert ihre Interessen und ihre Ansprüche." Giffey kommentierte dazu: "Sie fordern zu Recht, dass ihnen nicht nur zugehört wird, sondern dass ihre Forderungen auch Folgen haben."

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