Attentat der Taliban in Kabul:Anschlag auf britisches Kulturzentrum

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Die Taliban wählten ein symbolträchtiges Datum für ihren tödlichen Angriff auf das britische Kulturinstitut in Kabul: Den Unabhängigkeitstag Afghanistans. Die Aufständischen sprechen von einer Botschaft an die "britischen Invasoren". Mindestens zehn Menschen sterben.

Ein Selbstmordkommando der Taliban hat am Freitag das britische Kulturinstitut in der afghanischen Hauptstadt Kabul angegriffen und zahlreiche Menschen getötet. Die Gefechte dauerten auch am Nachmittag noch an. Mindestens ein Aufständischer hatte sich nach Angaben des Innenministeriums auf dem Gelände des Kulturinstituts im Viertel Karte-Parwan in der Innenstadt verschanzt.

Einer der Attentäter sprengte sich im Auto vor dem Gebäude des British Council in Kabul in die Luft. (Foto: REUTERS)

Das Außenministerium in London teilte mit, alle betroffenen britischen Staatsbürger seien unverletzt und in Sicherheit. Der Sprecher des afghanischen Innenministeriums, Sediq Sediqqi, bestätigte den Tod von acht Menschen bei dem Angriff auf den British Council. Ein Angehöriger einer afghanischen Spezialeinheit am Tatort sagte einem Reporter der dpa, unter den Toten seien zwei Wachmänner des British Council, ein Polizist und ein Zivilist.

Ein Mitarbeiter des Geheimdienstes NDS am Anschlagsort sagte, ein erster Angreifer habe sich in seinem mit Sprengstoff beladenen Wagen vor dem Tor des British Council in die Luft gesprengt. Damit habe er seinen Mitkämpfern Zugang zu dem Gelände verschafft. Das britische Außenministerium verurteilte die Tat und teilte mit: "Es ist eine traurige Tatsache, dass ein weiteres Mal Afghanen bei einem Angriff auf die Internationale Gemeinschaft getötet wurden."

Bundesaußenminister Guido Westerwelle zeigte sich "entsetzt über den brutalen Anschlag". Bislang gebe es keine Hinweise darauf, dass sich unter der Opfern deutsche Staatsangehörige befänden. Anwohner berichteten von zwei Explosionen gegen 05.40 Uhr und 06.00 Uhr (Ortszeit). Wenige Stunden später kam es demnach zu einer dritten Detonation. Augenzeugen sagten, neben afghanischen Sicherheitskräften würden auch ausländische Truppen gegen die Angreifer eingesetzt. Die Taliban bekannten sich zu der Tat.

"Dieser Angriff ist eine Botschaft der Taliban an die britischen Invasoren anlässlich des Unabhängigkeitstages, an dem sie vor 92 Jahren gegen die tapferen Mudschaheddin verloren", sagte Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid per Telefon. Afghanistan beging am Freitag seinen Unabhängigkeitstag. Das Land gehörte zwar nie zum britischen Imperium. Die Briten erkannten vor 92 Jahren nach dem dritten Afghanisch-Britischen Krieg in einem Abkommen aber endgültig die Unabhängigkeit an.

Mit 9500 Soldaten ist Großbritannien der größte Truppensteller in Afghanistan nach den USA. Der British Council ist Großbritanniens internationale Organisation für Bildung und Kultur. Er ist vergleichbar mit dem deutschen Goethe-Institut.

© dapd/AFP/kat - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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