Gerüchte um Peer Steinbrück:Die SPD kokettiert mit K-Frage

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Noch zweieinhalb Jahre bis zur nächsten Bundestagswahl: Aber die SPD bringt schon einmal Peer Steinbrück als möglichen K-Kandidaten ins Gespräch.

S. Höll

Unmittelbar nach dem schlechten Abschneiden der Sozialdemokraten bei den Landtagswahlen ist aus der Bundes-SPD eine Debatte über den nächsten Kanzlerkandidaten angeregt worden. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Bundestagsfraktion, Thomas Oppermann, zählte Ex-Finanzminister Peer Steinbrück zum Kreis der denkbaren Herausforderer von Kanzlerin Angela Merkel. Damit sorgte er für Verwunderung in seiner Partei und für Verärgerung bei Steinbrück.

SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles zeigte sich irritiert und mahnte zu Zurückhaltung in dieser Personalie. "Die SPD entscheidet die K-Frage zu gegebener Zeit, aber mit Sicherheit nicht 2011. Daher sollten sich alle mit Spekulationen zurückhalten", sagte Nahles der Süddeutschen Zeitung.

Oppermann, der zum engeren SPD-Führungskreis zählt und dessen Wort Gewicht hat, sagte der Tageszeitung Welt auf die Frage, was einen Kanzlerkandidaten Steinbrück auszeichnen würde: "Steinbrück verfügt über enorme Erfahrungen und Kompetenzen in der Finanz- und Wirtschaftswelt." Auch genieße er in der Bevölkerung große Wertschätzung, was auch den Wunsch der Menschen nach solider Regierungsarbeit zeige. Steinbrück hatte vergangene Woche im Bundestag eine vielbeachtete Rede über die Euro-Rettungsversuche gehalten und damit zur ungeteilten Freude der SPD-Führung Spekulationen über seine Zukunft ausgelöst.

Zudem hatten Vertreter von SPD-Führungskreisen in den vergangenen Wochen und Tagen immer wieder versucht, zumindest drei Bewerber für das Kandidatenamt ins Gespräch zu bringen: Neben dem Parteivorsitzen Sigmar Gabriel auch Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier und Steinbrück. Maßgebliches Ziel dieser Aktionen war es, das Interesse von Journalisten an der SPD-Politik im Bund zu wecken und sie zu Vergleichen zwischen dem Personal der schwarz-gelben Bundesregierung zu bewegen. Von ernsthafter Konkurrenz der drei untereinander kann aber bislang keinerlei Rede sein.

Zu Oppermanns Bemerkungen wollte sich keiner der drei denkbaren Kanzlerkandidaten äußern, auch um der Debatte keinen Auftrieb zu geben. Aus dem Umfeld aller Beteiligten verlautete, es gebe keinerlei Anlass für eine Kanzlerkandidaten-Debatte, zumal über den Herausforderer frühestens zum Jahresende 2012 hin entschieden werden solle. Auch nahm man Oppermann in Schutz, der sowohl das Vertrauen Gabriels als auch Steinmeiers genießt. Seine Äußerungen würden überbewertet, er habe sich über Steinbrück ähnlich geäußert wie schon Gabriel, keinesfalls habe er im Auftrag Dritter gehandelt.

Allerdings sei der Zeitpunkt der Äußerung unglücklich, es könne der Eindruck entstehen, man wolle von den Wahlergebnissen der SPD in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz ablenken. Auch aus Oppermanns Umfeld hieß es, hinter den Bemerkungen stecke keine personalpolitische Strategie. Er habe auf eine Frage hin die große Wertschätzung für Steinbrück zum Ausdruck bringen und darauf hinweisen wollen, dass Union und FDP keinen solchen Fachmann haben.

Steinbrück, der in den vergangenen Monaten vergeblich von Gabriel für den Posten des Chefs der parteinahen Friedrich-Ebert-Stiftung und dann von Steinmeier für den Vorsitz der Europäischen Zentralbank ins Gespräch gebracht worden war, war nach Angaben aus seinem Umfeld von Oppermanns Äußerungen nicht angetan. Eine solche Debatte sei aus Steinbrücks Sicht "völlig verfehlt", hieß es.

© SZ vom 30.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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