Schottische Unabhängigkeit:Camerons doppeltes Schottland-Problem

David Cameron steckt in der Klemme. Er könnte von der Unabhängkeit Schottlands politisch profitieren. Doch er will nicht der Premierminister sein, in dessen Amtszeit die Union zerbrach.

Christian Zaschke

Voriges Jahr hat sich der Zoo von Edinburgh zwei Pandabären aus China geliehen, und seitdem kursiert in Schottland dieser Witz: Wir haben jetzt mehr Pandas als konservative Abgeordnete. Tatsächlich konnte die Partei des britischen Premiers David Cameron im traditionell links wählenden Schottland lediglich einen Wahlkreis gewinnen.

Verließe Schottland das Vereinigte Königreich, gewänne Camerons Partei die nächste Parlamentswahl in Rest-Britannien wohl mühelos. Er könnte also geneigt sein, den schottischen Unabhängigkeitsbestrebungen positiv gegenüberzustehen.

Doch er hat auch am Montag wieder glaubhaft versichert, mit aller Macht für den Zusammenhalt des Königreichs kämpfen zu wollen. Dass er dennoch seine Unterschrift unter ein Abkommen setzte, das im Jahr 2014 eine Volksabstimmung über die schottische Unabhängigkeit erlaubt, ist dabei kein Widerspruch.

Auf Plakaten in Edinburgh fordern Demonstranten die Unabhängigkeit Schottlands und das Ende der Union mit England. (Foto: REUTERS)

Cameron ist ebenso leidenschaftlich für den Verbleib Schottlands im Vereinigten Königreich wie der schottische Ministerpräsident Alex Salmond für die Unabhängigkeit seines Landes ist. Nun, da die Formalien geklärt sind, beginnt die Zeit der Argumente.

Cameron will auf keinen Fall als der Premier in die Geschichte eingehen, in dessen Amtszeit die Union zerbrach. Seine vertrackte Aufgabe ist es deshalb, die Schotten von einem Verbleib bei der Krone zu überzeugen - obwohl das seine Mehrheit im Parlament gefährdet.

© SZ vom 16.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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