Saudi-Arabien:Ja und Amen

Riad will die arabische Welt gegen Iran in Stellung bringen. Nur ein Land widersetzt sich - eine mutige Ausnahme.

Von Dunja Ramadan

Symbolträchtig sind politische Zusammenkünfte ja meistens - man muss seinen oft weit gereisten Besuchern schließlich etwas bieten: Also düsen Kampfjets über mächtige Häupter hinweg, im Hintergrund Militärparaden, Marschmusik. In der arabischen Welt ist das nicht anders, aber es kommt noch eine Nuance hinzu. Saudi-Arabien setzt bevorzugt auf religiöse Kulissen, auf heilige Monate und Nächte, die Einheit und Zusammenhalt beschwören sollen, in einer Region, die längst in Interessen- und Einflusssphären zerfallen ist. Am Donnerstagabend lud der saudische König Salman nach Mekka ein, in die heiligste Stätte der Muslime: die Staaten des Golf-Kooperationsrates, der Arabischen Liga und der Organisation für Islamische Zusammenarbeit. Das Ziel: die Staaten nach der jüngsten Eskalation gegen Erzfeind Iran in Stellung zu bringen. Das Hilfsmittel: die gemeinsame Religion, um eigene Machtinteressen durchzusetzen.

Dafür lud das Königshaus sogar das verstoßene Emirat Katar zum Krisengipfel nach Mekka ein. Riad will Geschlossenheit, koste es, was es wolle - und die Mehrheit sagt brav: Amin. Dabei leistet sich Saudi-Arabien eine mindestens genauso aggressive Außenpolitik wie Iran. Mehr als 50 000 Zivilisten sollen in Jemen beim Stellvertreterkrieg mit Iran bereits getötet worden sein. Das einzige Land, das seine militärische Beteiligung am Jemenkrieg weitgehend beendet hat, ist Marokko. König Mohammed VI. schickte zum Krisengipfel nach Mekka lieber nur seinen Bruder - wenigstens eine mutige Ausnahme.

© SZ vom 01.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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