San Francisco:Roboter am Rost

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Das erste voll automatisierte Hamburger-Restaurant startet.

Von Kathrin Werner

Roboter übernehmen Amerikas kulinarisches Wahrzeichen: den Hamburger. Zuerst schneidet ein vibrierendes Automatikmesser ein Brötchen in zwei Hälften. Die Maschine verteilt Butter darauf, toastet es und schickt es auf ein Laufband. Millimetergenau quetscht sie die Sauce darauf, grammgenau die Gewürze. Das Brötchen fährt unter eine Röhre mit ganzen sauren Gurken, dann Tomaten, dann Zwiebeln, Robotermesser schneiden je ein paar Scheiben ab. Salat fällt herab. Die automatische Käsereibe fügt Käse hinzu. Dann kommt das Herzstück: Der Hamburger-Roboter häckselt Fleisch, pappt es locker zusammen, brät es und legt es auf das Brötchen - kontrolliert von elf Thermostaten, wiederum kontrolliert von Algorithmen.

An diesem Mittwoch eröffnet das erste voll automatisierte Hamburger-Restaurant. In San Francisco, um die Ecke vom Silicon Valley, bereitet jetzt ein vier Meter langer Hamburger-Roboter die Speise für jeden Kunden frisch zu. Er hat 350 Sensoren und 20 Computer. Acht Jahre lang tüftelte das Start-up Creator an der Maschine, Wagniskapital dafür kam unter anderen von Google. Die Eltern von Gründer Alex Vardakostas hatten einen Hamburgerladen, seit seiner Kindheit hat er schon Zehntausende Hamburger gebraten. Es war keine besonders abwechslungsreiche Aufgabe - perfekt also für Roboter.

Der Hamburger-Automat hilft, ein Problem zu lösen: Die Arbeitslosenquote in den USA ist niedrig, überall fehlen Arbeitskräfte. Allein im Gastgewerbe gibt es nach jüngsten Zahlen des Arbeitsministeriums 844 000 offene Stellen, mehr als je zuvor. Und besonders für schlecht bezahlte Jobs in teuren Städten findet sich kaum noch jemand. Zwar gilt in San Francisco von Anfang Juli an ein Mindestlohn von 15 Dollar, doch selbst der reicht nicht, um in einer der teuersten Städte der USA die Miete zu zahlen. Eine Zweizimmerwohnung kostet im Mittelwert fast 4000 Dollar im Monat. Selbst noblere Restaurants in der Stadt schaffen Kellner ab und setzen auf Selbstbedienung - oder eben auf Roboter. Laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ist in keiner Branche ein größerer Anteil der Jobs durch Automatisierung bedroht als in Restaurants.

120 belegte Brötchen schafft Creators Maschine in der Stunde. Sie soll schneller werden und irgendwann mehr auf Sonderwünsche eingehen können. Bislang brät sie jeden Bratling halbdurch. Menschen könnten bei dem Kochtempo mithalten, sie machen aber nur noch Pommes frites oder Salate, füllen die Maschine nach, stehen an der Kasse und helfen beim Bestellen. Der Kunde hat die Wahl zwischen verschiedenen Saucen, Gewürzen und Käsesorten.

Auch Caliburger, eine kalifornische Fast-Food-Kette, lässt seit Kurzem Maschinen an den Bräter. Flippy heißt der Hamburger-Roboter, der von Jahresende an in zehn Filialen die Fleischplatten wenden soll und seit März im Probeeinsatz ist. Außer flippen kann Flippy allerdings nichts, Creators Hamburger-Roboter ist ausgefeilter. Der automatische Hamburger aus San Francisco kostet sechs Dollar, ein Schnäppchen für die Stadt, schließlich spart der Roboter Personalkosten. Das Restaurant ist schon jetzt ein Riesenhit, man muss vorher reservieren. Obwohl es erst heute eröffnet, sind für die nächsten drei Monate alle Tickets ausverkauft.

© SZ vom 27.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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