Der italienische Innenminister Matteo Salvini will mehr als hundert gerettete Migranten an Land lassen, die seit Tagen an Bord eines Schiffs der Küstenwache ausharren. Fünf EU-Staaten sowie einige kirchliche Einrichtungen in Italien hätten sich bereiterklärt, die Menschen aufzunehmen, schreibt Salvini auf Facebook. Deutschland hatte sich bereits vergangene Woche offen gezeigt, bei den anderen Staaten handelt es sich offenbar um Portugal, Luxemburg, Frankreich und Irland. Salvini schlussfolgerte: "Arbeit erledigt, Mission erfüllt!"
Salvini gab die Zahl der Migranten, die die Gregoretti nun verlassen können, mit 116 an. Die Küstenwache sprach von 115 Menschen. Am Dienstag hatten Ärzte, Gesundheits-Sachverständige der Carabinieri und Vertreter der Staatsanwaltschaft von Catania das Schiff besucht, um sich ein Bild von der sanitären und medizinischen Lage zu machen.
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Der Sender RaiNews24 berichtete, dass die Mediziner 29 Krankheitsfälle feststellten. Zwei Patienten, einer mit Tuberkulose und einer mit einer infektiösen Verletzung, durften daraufhin an Land. In den Tagen zuvor konnten schon eine Hochschwangere mit ihrer Familie sowie 15 unbegleitete Minderjährige zwischen 15 und 17 Jahren das Schiff verlassen.
In den vergangenen Monaten ist es fast zur Regel geworden, dass gerettete Migranten erst in Italien an Land gehen dürfen, wenn sich andere Länder nach teils langwierigen Verhandlungen für ihre Aufnahme bereit erklären. Besonders privaten Seenotrettern wird immer wieder das Anlegen verwehrt. Ihnen drohen Strafen, wenn sie unerlaubt in italienische Gewässer fahren. Eine langfristige Lösung für die Verteilung von Bootsflüchtlingen gibt es bisher nicht.
Nachdem die Situation der Migranten auf der Gregoretti geklärt ist, wird nun für die deutsche Hilfsorganisation Sea-Eye eine Lösung gesucht. Auf deren Schiff Alan Kurdi befinden sich 40 Migranten, die die Organisation von einem Schlauchboot im Mittelmeer vor Libyen gerettet hat. Unter den Geretteten seien eine schwangere Frau, ein Baby und zwei Kleinkinder, sagte der Sprecher Gorden Isler. Die Migranten kommen nach Angaben von Sea-Eye aus Nigeria, der Elfenbeinküste, Ghana, Mali, dem Kongo und Kamerun. "Wir werden die zuständigen Behörden bitten, uns einen sicheren Hafen zuzuweisen", sagte Isler. "Geografisch ist Lampedusa der nächste sichere Ort. In den kommenden Stunden wird sich zeigen, wie es weitergeht."