Rekordjagd:Hoch hinaus

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Zara Rutherford mit ihrem Flugsimulator in Brüssel: Kommende Woche will die 19-Jährige abheben. (Foto: HATIM KAGHAT/AFP)

Kleine Auszeit: Eine 19-Jährige will alleine um die Welt fliegen.

Von Björn Finke

Eine Auszeit zu nehmen zwischen Schule und Universität ist nichts Ungewöhnliches: lange Reisen (gerade schwierig wegen Corona), Arbeiten im Ausland, ein Freiwilliges Soziales Jahr. Doch Zara Rutherfords Vorhaben fällt etwas aus der Reihe. Die 19-Jährige aus Brüssel will die Welt allein in einem kleinen Propellerflugzeug umrunden und es damit ins "Guinness-Buch der Rekorde" schaffen - als jüngste Frau, der diese Leistung gelang. Kommenden Mittwoch soll ihr 300 Kilometer pro Stunde schneller Flieger in Kortrijk in Belgien abheben. Zwei bis drei Monate später soll er dort wieder landen, nach Stopps auf allen Kontinenten außer der Antarktis.

Rutherford finanziert das Abenteuer mit ihrem Ersparten, dem Verkauf ihres Autos und Geld von Sponsoren. Nach der Reise will die belgische und britische Staatsbürgerin ein Informatikstudium beginnen. Bisher hält eine Amerikanerin den Rekord der jüngsten Pilotin, die alleine um die Welt flog. Shaesta Waiz war bei dieser Reise 2017 aber schon 30 Jahre alt. Der jüngste männliche Pilot ist der 18-jährige Brite Travis Ludlow, der seinen Flug vor einem Monat abschloss, nach 44 Tagen.

Rutherford plant, höchstens fünf Stunden am Tag zu fliegen und außerdem alle drei Tage eine Pause einzulegen. Die größte Herausforderung sei der Überflug abgelegener Regionen wie Nordrussland oder Grönland, sagte sie bei einer Pressekonferenz: "Da leben nicht viele Menschen, deshalb würde ich in eine schwierige Lage kommen, wenn irgendetwas schiefgeht." Das Ultraleichtflugzeug bietet normalerweise Platz für zwei Personen, doch der zweite Sitz wurde durch einen Zusatztank ersetzt. Das Modell des slowakischen Herstellers Shark hat bereits Geschwindigkeitsrekorde aufgestellt.

Die 19-Jährige will via Island und Grönland nach Nordamerika fliegen, dann einen Abstecher nach Südamerika unternehmen und schließlich über Alaska nach Asien reisen. Danach geht es südwärts bis Indonesien und via Indien, Saudi-Arabien, Ägypten und Griechenland zurück nach Europa. Irgendwo in Deutschland soll ebenso ein Zwischenstopp anstehen. Insgesamt will Rutherford gut 50 000 Kilometer in der Luft sein und 52 Länder überfliegen.

"Lächerlich wenig" Frauen am Steuerknüppel

Die Liebe zur Fliegerei liegt in der Familie: Ihr Vater war als Pilot der britischen Luftwaffe in Belgien stationiert, die belgische Mutter steuert ebenfalls Flieger. Zara Rutherford flog schon als kleines Kind mit; ihre Ausbildung begann sie mit 14 Jahren, ihren Pilotenschein erhielt sie im vorigen Jahr. Ihre Eltern unterstützten ihr Vorhaben, sagt Rutherford, auch wenn "bei meiner Mutter etwas Überzeugungsarbeit nötig war".

Die junge Pilotin hat Erfahrung mit langen Strecken. So habe sie kürzlich bei der Überführung eines Fliegers von Texas nach Indien geholfen, sagt sie. Zur Vorbereitung auf die ihr unbekannten Flughäfen weltweit nutzt sie einen Simulator. Rutherford hofft, mit ihrem Abenteuer mehr Frauen für die Fliegerei zu begeistern. Frauen stellten nur fünf Prozent der Piloten, was "lächerlich wenig" sei, klagt sie. Bei ihrem eigenen Berufswunsch geht es noch höher hinaus: Rutherford träumt davon, Astronautin zu werden.

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