Russlands Botschafter in London:Russische Experten haben in Syrien "keinerlei Spuren gefunden"

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Alexander Jakowenko zeigt bei einer Pressekonferenz ein Video von Tony Blair. (Foto: AP)
  • Der russische Botschafter Alexander Jakowenko warnte bei einer Pressekonferenz in London vor einem Militärschlag gegen Syrien.
  • Russische Gesandte seien im syrischen Duma vor Ort gewesen und hätten "keinerlei Spuren gefunden", dass dort ein Giftgasangriff stattgefunden habe.

Russland hat nach dem mutmaßlichen Giftgasangriff in Duma erneut eine Schuld der syrischen Regierung zurückgewiesen. Der rusissche Botschafter Alexander Jakowenko sagte bei einer Pressekonferenz in London, russische Gesandte seien vor Ort gewesen und hätten "keinerlei Spuren gefunden".

Die Zivilschutzorganisation Weißhelme und die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte, die von dem Angriff berichtet hatten, seien von der britischen Regierung gesteuert. Der UN-Sicherheitsrat, wo Russland als Vetomacht alle Resolutionen zum Thema blockiert, sei "Ermittler und Exekutor zugleich".

Aktivisten zufolge sind bei dem mutmaßlichen Giftgasangriff am Samstag in Duma mehr als 150 Menschen getötet und etwa 1000 verletzt worden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gab an, bei etwa 500 Krankenhauspatienten seien Symptome festgestellt worden, die auftreten, wenn man giftigen Chemikalien ausgesetzt ist.

Frankreich, Großbritannien und die USA haben Syriens Machthaber Baschar al-Assad für den mutmaßlichen Giftgasangriff verantwortlich gemacht und Vergeltungsschläge angedeutet. Die Bundesregierung sieht ebenfalls Beweise gegen Assad, würde sich aber an einem Militärschlag der Kanzlerin zufolge nicht beteiligen.

Botschafter Jakowenko sagte, die Giftgas-Anschuldigungen seien Vorwände für einen Angriff. "Jedes militärische Handeln gegen die syrische Regierung widerspricht dem Völkerrecht und der Charta der Vereinten Nationen."

Der in London ansässige Jakowenko warnte die britische Regierung vor einer Beteiligung an einem Militärschlag, die "leichtfertig" sei. Jakowenko argumentierte, in der Vergangenheit habe die britische Regierung mit ähnlichen Militärschlägen danebengelegen. Er zeigte den Anwesenden einen Ausschnitt eines TV-Interviews mit Tony Blair. Der damalige britische Premierminister hatte mit der Behauptung, der Diktator Saddam Hussein verfüge über Massenvernichtungswaffen, die britische Beteiligung an der Invasion des Iraks verteidigt. Die Massenvernichtungswaffen gab es aber nicht.

In den vergangenen Tagen hatte Frankreichs Regierung erklärt, nachweisen zu können, dass Chemiewaffen eingesetzt worden seien - und das von der syrischen Regierung.

Russland hingegen behauptet nun, es könne nachweisen, dass der Angriff mit Hilfe eines ausländischen Geheimdienstes inszeniert wurde. "Wir haben unwiderlegbare Beweise dafür, dass dies ein weiterer inszenierter Vorfall war", sagte Außenminister Sergej Lawrow am Freitag. Der Geheimdienst eines "bestimmten Staates, der jetzt an vorderster Front einer antirussischen Kampagne" stehe, sei in die Inszenierung verwickelt.

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