Sie halten jetzt einfach jeden an, der den schmalen Parkstreifen entlangkommt. Polizei und Nationalgarde kontrollieren Pässe, öffnen Rucksäcke, nehmen selbst unbeteiligte Passanten fest. Die Jugendorganisation Wesna hatte am Samstag erneut zu landesweiten Protesten in Russland aufgerufen. Treffpunkt in Moskau war die Haltestelle Tschistyje Prudy, dort wartet bereits ein Großaufgebot von Omon-Spezialkräften, der Polizeieinheiten des Innenministeriums, samt Gefangenentransportern. Vor allem junge Männer riskieren viel, wenn sie sich an diesem verregneten Nachmittag der Haltestelle nähern. Festgenommene Kriegsgegner erhalten in Moskau oft sofort ihren Einberufungsbescheid. Natürlich soll das abschrecken; am Samstag kommen denn auch deutlich weniger Menschen zum Protest als am Mittwoch, dem ersten Tag der Mobilmachung. Wem es gelingt, ein kritisches Plakat aus der Tasche zu ziehen, der wird sofort abgeführt.
Nach Putins Teilmobilisierung:Die Wut der Russen wächst
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In Russland herrschen Chaos und Willkür bei der Einberufung von Rekruten. In vielen Städten kommt es zu heftigen Protesten. Der Kreml reagiert mit Einschüchterung - und einer Personalie.
Von Silke Bigalke, Moskau
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