Rechtsextremismus:Gegen mutmaßlichen Lübcke-Attentäter wird in weiterem Fall ermittelt

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Stephan E. im Juli 2019: Der Tatverdächtige im Fall des ermordeten Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke wird nach einem Haftprüfungstermin zu einem Hubschrauber gebracht. (Foto: dpa)

Stephan E. wird beschuldigt, schon 2003 auf einen Mann geschossen zu haben, der sich gegen Rechtsextremismus engagierte. Die Bundesstaatsanwaltschaft bestätigt die Ermittlungen.

Gegen den mutmaßlichen Mörder des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke ist ein weiteres Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Das bestätigt die Bundesanwaltschaft. Nach Recherchen von NDR und Spiegel wird der Neonazi Stephan E. beschuldigt, bereits im Jahr 2003 einen Anschlag auf einen Mann in Kassel versucht zu haben. Konkret gehe es um einen Schuss auf einen Lehrer, der sich gegen Rechtsextremismus engagiert.

Bei dieser Tat, die Stephan E. jetzt vorgeworfen wird, habe ein Projektil die Fensterscheibe in der Küche des Mannes durchschlagen und den Kopf des damals 48 Jahre alten Geschichtslehrers nur knapp verfehlt, hieß es in dem Bericht. Dem Spiegel zufolge entdeckten Ermittler auf E.s Computer ein Dossier über den Geschichtslehrer. Darin sollen sich Angaben zu dessen Engagement gegen rechts sowie seine Anschrift und ein Foto befunden haben. Stephan E.s Verteidiger erklärten gegenüber dem Spiegel, dass ihr Mandant alle Vorwürfe zurückweise.

Lübckes Heimatort will Schule umbenennen

Im Fall des Mordes an Kassels Regierungspräsident Walter Lübcke hatte Stephan E. zunächst ein Geständnis über die Tat abgelegt. Später stellte er sie als Unfall dar. Ein weiterer Tatverdächtiger, Markus H., habe die Waffe bei der Schussabgabe auf Lübcke gerichtet. Walter Lübcke war im Juni 2019 auf der Terrasse seines Hauses mit einem Kopfschuss getötet worden. Die Bundesanwaltschaft geht von einem rechtsextremen Hintergrund aus. Eine Anklage in dem Verfahren soll im März erhoben werden.

Lübcke lebte in Ista, einem Ortsteil Wolfhagens. In seinem Heimatort soll künftig eine Schule den Namen des ermordeten CDU-Mannes tragen. Die Schulgemeinde der Wilhelm-Filchner-Schule in Wolfhagen habe eine entsprechende Entscheidung getroffen, sagte ein Kreissprecher am Freitag. Der Kreistag müsse der Umbenennung zur Walter-Lübcke-Schule aber noch zustimmen. Es sei aber eine Mehrheit dafür zu erwarten. Am 1. April könnte die Entscheidung getroffen werden.

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