Sie senden ein Signal des Schreckens nach dem nächsten: Im Laufe einer Woche haben die Taliban erst das wie eine Festung bewachte Diplomatenviertel in Kabul 20 Stunden lang unter Beschuss genommen, am Dienstag töteten sie den Chef des Hohen Friedensrates, Burhanuddin Rabbani.
Der frühere Präsident Afghanistans sollte eine Aussöhnung mit den Aufständischen auf den Weg bringen. Dass sein Nachfolger Hamid Karsai diese Aufgabe ausgerechnet einem früheren Kämpfer der Mudschaheddin - Todfeinden der Taliban - angetragen hat, war ein risikoreicher Schachzug. Rabbani hat ihn mit dem Leben bezahlt.
Der Mord an dem früheren Staatschef macht einmal mehr eines überdeutlich: Zehn Jahre nach Beginn des westlichen Einmarsches in Afghanistan ist die Sicherheitslage katastrophal. Zwar beteuert die Staatengemeinschaft immer wieder, den Taliban militärisch überlegen zu sein. Die Aufständischen verlagern sich aber erfolgreich auf Angriffe aus dem Hinterhalt, auf Attacken gegen symbolträchtige Gebäude - oder ranghohe Persönlichkeiten wie Rabbani. Diese asymmetrische Kriegsführung haben sie perfektioniert.
An Verhandlungen mit der Regierung haben die Taliban kein Interesse. Sie agieren aus einer Position der Stärke heraus, weil der Westen bis zum Jahr 2014 seine Kampftruppen aus Afghanistan abziehen will. Die Menschen in Kabul haben ein Jahrzehnt nach dem Sturz der Taliban das Vertrauen in ihre Regierung und auch die Staatengemeinschaft weitgehend verloren. Angst bestimmt ihr Leben - vor allem das Gefühl, jederzeit an jedem Ort Opfer eines Anschlags werden zu können. Der Tod Rabbanis wird diese bleierne Furcht verstärken.